Die Pianistin Dora Deliyska lässt sich auf ihrer neuen CD auf ein interessantes Experiment ein. Sie gestaltet zwei Zyklen mit jeweils 12 Stücken und vermischt dabei Etüden von György Ligeti, Claude Debussy und Frédérique Chopin resp. Präludien von Debussy, Chopin und Kapustin zu zwei quasi neuen, eigenständigen Zyklen, die durch diese neue Zusammenstellung eine ganz besondere Dynamik erhalten. Es ist schon erstaunlich, wie sich beispielsweise beim Etüden-Zyklus die Musik von Ligeti, Debussy und Chopin doch zu ähneln scheint, weil die Grenzen der jeweiligen Stile verschwimmen und man plötzlich nicht mehr weiß, welche Musik von welchem Komponisten stammt. Und das liegt an der stimmigen Mischung. Dora Deliyska hat die verschiedenen Stücke so ausgewählt, dass sich ein logischer Bogen durch den ganzen Zyklus zieht.
Im Präludien-Zyklus geht die Pianistin anders vor. Zuerst kommen fünf Chopin-Präludien, dann vier von Debussy und schließlich drei von Nikolai Kapustin. Dieser Zyklus klingt dramaturgisch ganz anders als der erste, zeigt aber ebenso, wie spannend es sein kann, Stücke verschiedener Komponisten zu vermischen und sie quasi zu einem einzigen großen Werk zusammenzubauen.
Für den Hörer bedeutet dies ein ganz neues Hörerlebnis. Man hört und erlebt Chopin ganz anders, wenn er zwischen Ligeti und Debussy gespielt wird. Das gilt natürlich auch für die anderen Komponisten. Darüber hinaus spielt Dora Deliyska mit einer ungeheurer Brillanz und Fingerfertigkeit, die die Musik sehr präsent und klar erscheinen lassen. Verschiedene Stücke sind von atemberaubender Virtuosität, trotzdem sucht die Pianistin nie Zuflucht in Effekten, sondern sie stellt sich in jedem der 24 Stücke komplett hinter den Komponisten und somit in den Dienst der Musik.
Anastasiya Petryshak, born in Ukraine and now naturalized in Italy, presents on her second recording a French repertoire from the first half of the last century and before, including many well-known pieces as well as less frequently played ones.
While the Debussy sonata ingeniously solves the problem of balance between violin and piano, the Ravel sonata demonstrates precisely the incompatibility of the two instruments. In both sonatas, along with the detachment from the four-movement form and the Mediterranean-nervous dialogue, the French music’s own direction develops. Thus, these two works reveal the great emotional intensity, suggestive contrasts, as well as an infinite palette of dynamic and tonal nuances. These sides are also audible in the other pieces by Ravel. In contrast, Messiaen’s works play with spiritual and philosophical intensity. An extremely simple musical paraphrase is heard in Les Angélus, true to Debussy’s motto: « I have made mysterious nature my religion. » Angels, celestial beings, embody the bridge to the sacred and make us aware of their power. From the devil to Cupid, they therefore fascinate as much as they are feared.
Between this good and this evil Anastasiya Petryshak impressively develops these musical layers and elements. Full of energy and devotion, she offers the shimmering passages while exploring the quiet ones in a substantial and individualized way. Based on her technically sophisticated playing, she shapes her musical statement in all works without losing sight of the details. In this way she also presents the particularities of the shades of the music.
Her long-time accompanist on the keys is Lorenzo Meo, who also succeeds in shaping the interpretations from his side in the best agreement with the violinist. Together they show in the presented compositions both the hope and the dark sides that echo in the works.
Dora Deliyska: « Das Ganze soll mehr sein als die Summe seiner Einzelteile »