Wenn das Borodin Quartet etwa eher gemächlich an das einleitende Allegretto des 3. Streichquartetts von Shostakovich herangeht und das Belcea Quartett sich äußerst tänzerisch und wendig darin bewegt, nimmt das Novus Quartet einen sehr alerten und rhythmisch straffen Start, mit – in einem kristallklaren Spiel -, kräftigen Kontrasten, rhetorischen Akzentuierungen sowie bedeutungsvollem Rubato. Und das ist wirklich sehr spannend und unmittelbar packend. Im zweiten Satz wird das ‘con moto’ sehr ernst genommen, und die Ausführung der komplexen rhythmischen Figuren ist faszinierend.
Der rhythmische dritte Satz präfiguriert markant das Scherzo der 10. Symphonie und wird zu einer erbarmungslosen Jagd. In den beiden abschließenden Sätzen, Adagio und Moderato, erreichen die vier Koreaner eine beklemmende Expressivität und in dem transparenten Klang, in dem das Cello eine so wichtige Rolle spielt, eine atemberaubende Intensität. Damit stellen sie sogar die Fitzwilliam-Fassung in den Schatten. Das klagende jüdische Thema im Adagio wird vom ersten Geiger Jaeyoung Kim ergreifend gespielt. Generell wird aber mehr brennender Schmerz geäußert als Trauer.
Das gilt auch für das 8. Quartett, in dem die quälende Angst dem Hörer einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Ist es im ersten Largo eine lähmende Furcht, so steigert das Allegro molto die Angst mit atemlos peitschenden Rhythmen. Eiskalt, scharf und schneidend folgt das Allegretto, angereichert mit fast schon wie ein Delirium klingenden Passagen. Die mit sehr eigenwilligen Akzenten, ungewöhnlichen Farbveränderungen und einer an die Grenzen gehenden Intensität wird der vierte Satz zu einer direkt traumatischen Musik, die im letzten Satz dem dritten Largo dieser Komposition, in eine unendliche Leere führt. Es mag erstaunen, dass ich bei dieser ausgefeilten und in allen Linien klaren Interpretation das Gefühl hatte, als schreite Shostakovich doch erhobenen Hauptes in die Unendlichkeit.
Das Novus Quartet hat zweifellos neue Aspekte der Seelenwelt des russischen Komponisten hörbar gemacht.
If the Borodin Quartet plays the opening Allegretto of Shostakovich’s 3rd String Quartet rather leisurely, and the Belcea Quartet moves through it with extreme dance and agility, the Novus Quartet takes a very alert and rhythmically taut start, with – in crystal clear playing -, strong contrasts, rhetorical accents as well as meaningful rubato. And this is really very exciting and immediately gripping. In the second movement, the composer’s ‘con moto’ indication is taken very seriously, and the execution of the complex rhythmic figures is fascinating.
The rhythmic third movement strikingly prefigures the scherzo of the 10th Symphony and becomes a relentless chase. In the two concluding movements, Adagio and Moderato, the four Koreans achieve an oppressive expressivity and, in the transparent sound in which the cello plays such an important role, a breathtaking intensity. In this they even eclipse the Fitzwilliam version. The plaintive Jewish theme in the Adagio is movingly played by first violinist Jaeyoung Kim. In general, however, there is more burning pain expressed than sorrow.
This is also true of the 8th Quartet, in which agonizing anguish sends a cold shiver down the listener’s spine. If it is a paralyzing fear in the opening Largo, the Allegro molto intensifies the anxiety with breathlessly beating rhythms. The Allegretto is icy, and sharp, yet enriched with passages that sound almost delirious. With highly idiosyncratic accents, unusual changes of color, and intensity pushed to the limit, the fourth movement becomes directly traumatic, leading into an endless void in the last movement, the third Largo of this composition. It may be surprising that in this polished interpretation, clear in all its lines, I had the feeling that Shostakovich was striding into this infinite emptiness with his head held high after all.
The Novus Quartet has undoubtedly revealed new aspects of the Russian composer’s soul.