Der klavierbegleitete Sologesang der Romantik stand Pate bei den Bearbeitungen von entsprechenden Stücken französischer und deutscher Komponisten: Einerseits ist Denis Rouger als Leiter des Kammerchores ‘figure humaine’ genau davon begeistert, andererseits schätzt er den Klang der Mehrstimmigkeit. Und so brachte er geschätzte Lieder in anmutigen Arrangements sozusagen in Form und verband damit beides: Solo- und Chorgesang.
Das Ergebnis liegt nun in Form der CD ‘Kennst Du das Land…’ von Carus vor: 23 ‘neue’ Chorstücke, die bewusst nicht den Anspruch eigenständiger Kompositionen erheben. Es sind vielmehr Erweiterungen, die das Original nie verleugnen, doch eine denkbare Klangwelt hinter der Solostimme aufzeigen. Und das gelingt äußerst ansprechend.
Stets erklingt die bekannte Melodie, grundiert durch das einfühlsame Spiel der Liedpianistinnen Julia Kammerlander und Katharina Schlenker, mal schlank geführt, mal üppig ausgeschmückt. Man entfernt sich nie zu weit, wobei das Wort ohnehin nicht richtig gewählt wäre: Die Arrangements umkreisen die originalen Noten, begleiten sie behutsam, verzieren und ja, bereichern sie, ohne sie – das ist Denis Rouger wichtig zu betonen – verbessern zu wollen. Eine Bereicherung ist es auf jeden Fall.
Der Chor überzeugt, wobei man sich bei den französischen Stücken über eine noch deutlichere Textverständlichkeit freuen würde. Doch geht es Rouger vor allem um den Klang: Jede Stimmlage ist gleichberechtigt, der ursprüngliche ‘Cantus firmus’ nicht ausgenommen. Schön wäre es sicherlich gewesen, ein oder zwei Lieder tatsächlich in ihrer ursprünglichen Version einzuspielen und so der Bearbeitung gegenüberzustellen. Dass man hierauf verzichtet hat, tut dem Hörerlebnis letztendlich jedoch keinen Abbruch.
‘Kennst Du das Land…’ ist eine stimmungsvolle und atmosphärische Liedersammlung, die neue und vor allem hörenswerte Blickwinkel auf zuweilen bekanntes Terrain eröffnet. Und man möchte sicher sein: Die hier versammelten Künstlerinnen und Künstler, nämlich Clara Schumann und Fanny Hensel sowie Peter Cornelius, Claude Debussy, Henri Duparc, Gabriel Fauré, Charles Gounod und Hugo Wolf sähen es nicht anders.