Ob Umschreibungen auf andere Instrumente nötig sind oder nicht, mag jeder für sich selber beantworten. Wenn sie wie hier mit Zuneigung zur und profunder Auseinandersetzung mit der Materie erfolgen, ist das Ergebnis durchaus hörenswert. Dabei stört auch nicht, dass Brahms schon zwei großartige Cellosonaten geschaffen hat. Die Violinsonate op. 78 stand ihm und auch Clara Schumann besonders nahe; Brahms spielte das Werk bei ihrer Beisetzung. Ob Brahms selber oder Paul Klengel die Version für Cello geschaffen hat und falls Letzterer, mit oder ohne Kenntnis oder gar Zustimmung von Brahms, ist auch heute noch nicht eindeutig klar. Überraschend ist in jedem Fall die Adaption in die nicht erleichternde Tonart D-Dur, die zwar dem Cello gut liegt, dafür aber Probleme beim Klavier verursacht. Für die im Ursprung für Klarinette gesetzten beiden Werke op. 120 haben die beiden Interpreten Wallfisch und York selbst mit Hand angelegt. In allen drei Fällen haben sie aus ihrer Sicht bestehende Ungenauigkeiten oder Nachlässigkeiten ausgebessert, um so sowohl näher an den Originalen zu sein als auch eine gute Spielbarkeit zu gewährleisten.
Beide Interpreten sind über Jahrzehnte als agile und international aktive Musiker unterwegs. Ihre Behandlung der Stücke wirft ein neues Licht auf diese Kompositionen, ohne deren besonderen Charakter zu leugnen. So gelingt es ihnen bei der vorher der Violine zugedachten Sonate, deren lichtvolle positive Energie auch in der Bearbeitung herauszustellen. Und gleichzeitig eröffnen sie mit dem neuen Charakter der Cellostimme eine neue Ebene der Wärme des Klangs, die überzeugt. Mit ihrem so eloquenten und gleichzeitig differenzierten Spiel liefern sie Interpretationen ab, die einen neuen eigenen Wert dieser Transkriptionen beweisen. Der Hörer vermisst nicht die Originale, während er dieser Darstellung lauscht.
Das Label hat sich einen Lapsus erlaubt. Auf der Rückseite der Hülle ist die Reihenfolge mit erster Klarinettensonate vor zweiter, in der Mitte die Violinsonate, angegeben. Im Beiheft und im tatsächlichen Hörerlebnis steht aber die zweite Sonate vorne und die erste am Ende.