Die Besetzung für Violine, Cello und Klavier ist zumindest mit heutigem Instrumentarium nicht ganz einfach zu realisieren, da dem Klavier sehr leicht ein Übergewicht im Klang zukommt, was sich wegen seiner am Solokonzert ausgerichteten Corpus fast zwangsläufig ergibt. Robin Holloway nähert sich dem Trio in zwei Weisen.
Beim Trio lässt er oft Soli oder Duette spielen, so dass hier leicht eine Ausgeglichenheit erzielt werden kann. In Moments of Vision, auf Worte von Virginia Woolf aus ihren Skizzen Moments of Being gibt es eine Erweiterung, indem er einen Sprecher und einen Schlagzeuger zum Trio gesellt.
Peter Seabourne widmet sich der Besetzung viel klassischer. Er nimmt es als eine fast symphonische Einheit in nahezu klassischer viersätziger Form mit einem an zweiter Stelle stehenden Scherzo.
Während das Seabourne-Trio somit mehr oder weniger in gewohnten Bahnen zu hören ist, zerfällt das Holloway-Stück für die Ohren in ein Patchwork aus einzelnen Elementen, die nebeneinander bestehen. Das ist dann wie in einer gleichnamigen Familie. Ob sich alle Mitglieder miteinander verstehen oder zusammen gehören – wollen, erschließt sich nicht unbedingt dem Hinzutretenden sofort. Beim titelgebenden Moments of Vision führt die Erweiterung, insbesondere durch den Sprecher, zu einem völlig anderen Erlebnis. Obwohl die Texte aus den Skizzen nur zusammen gesammelt wurden, ergeben sie doch eine fortlaufend wirkende Darstellung, die mit ihren angerissenen und trotzdem tiefgründigen Inhalten einen Lebenslauf andeuten.
Die Interpreten interpretieren die Werke von Lehrer Holloway und Schüler Seabourne mit fein austariertem Zugriff, der den Gestus der Kompositionen gut erkennt und dementsprechend den Charakter anschaulich darzustellen weiß. Das in allen drei Werken gefragte Avant Trio ist auch den Umgang mit modernen Stücken gewohnt, so dass die Textur ihnen leicht von der Hand geht. Mit zwei italienischen Künstlern, Geigerin und Pianist, zeigen sie ebenso gut formulierte wie lebensbejahende Interpretationen. Benjamin Harris, selber Komponist vor allem für Werke, bei denen Worte einbezogen sind, gibt dem Text ein ebenso sinnhaftes wie sich an die Musik anfügendes Eigenleben, das Moments of Vision zu einem aufmerksamkeitsbindenden und auch nachdenklich stimmenden Ganzen formt.