Ersteinspielungen von Kammermusikwerken auf dem Album The Cave of Wondrous Voice (Die Höhle der wundersamen Stimme) zeigen einmal mehr den amerikanischen Komponisten Mark Abel als jemanden, der in seiner Jugend die große klassische und romantische Kammermusik eifrig aufgesogen hat und diesen Stil mit aktuellen Bezügen fortschreibt.
Der eröffnende Intuitionstanz für Klarinette und Klavier lässt eine zunächst stringente Entwicklung hören, die dann abbricht und neue Wege erprobt, ohne zu einer Entscheidung zu finden. Eine Hommage an die russische Lyrikerin Marina Tsvetaeva sind vier erstmals in englischer Sprache vertonten Gedichte, deren vielschichtige Ebenen auch sprachlich kaum übertragbar sind. Die Elastischen Stunden sind eine verkappte zweisätzige Violinsonate, in der die Entwicklungen und Brüche insbesondere in Traumebenen an einem Freitag und einem Samstag beleuchtet werden. Die großen früheren Tsvetaeva-Vertonungen in Russisch sowie das Vorbild des Klarinettentrios von Brahms waren für Abel eher Ansporn und Inspiration als Belastung.
Für seine Einspielungen hat Abel befreundete Künstler gewinnen können, die mit ihrer Hingabe die Interpretationen prägen und tragen. Der Klarinettist David Shifrin und die Sopranistin Hila Plitmann mögen an Bekanntheit am geläufigsten sein. Mit feinfühligem Ansatz bei Shifrin und markanter Stimmformulierung von Plitmann setzen sie die Eckpunkte für die Aufnahmen. Doch auch Sabrina-Vivian Höpcker auf der Violine weiß das Werk Die Elastischen Stunden ansprechend in erklingende Töne zu setzen. Die Pianisten Carol Rosenberger und Dominic Cheli würzen die Musik auf den Tasten.
Im von Vokalmusik geprägten Werk von Mark Abel stellen die Kammermusikkompositionen eine hörenswerte Erweiterung seiner Ausdrucksmöglichkeiten dar.