Das Buch von Danielle Roster ‘Lou Koster – Komponieren in Luxemburg ist als Band 10 in der Reihe Europäische Komponistinnen im Böhlau Verlag erschienen. Es ist die erste Monografie zu Lou Koster und wirft zugleich Schlaglichter auf die weitgehend noch unerforschte Musikgeschichte.
Lou Koster (1889-1973) war mit ihren Operetten und Männerchören in Luxemburgisch und ihren Märschen für Blasorchester in der regionalen Musiktradition verwurzelt. Mit ihren deutschen und französischen Liedern, ihrer Stummfilmmusik sowie ihren Orchesterwalzern, die sie in den 1930er Jahren für Radio Luxemburg komponierte, suchte sie Gehör bei einem internationalen Musikpublikum.
Gleichzeitig setzte sie sich für das Liedrepertoire ein und gründete den Ensemble Onst Lidd (Unser Lied). Eines der ersten Konzerte dieses Ensembles war gleichzeitig « das allererste Konzert, das ich als junger Bub besuchte und das mir in unvergesslicher Erinnerung geblieben ist », sagt Pizzicato-Chefredakteur Remy Franck.
Pizzicato-Rezensionen von CDs mit Musik von Lou Koster gibt es hier und hier.
Hier ist noch ein Auszug aus dem Vorwort der beiden Herausgeberinnen der Böhlau-Reihe, Melanie Unseld und Annette Kreutziger-Herr: « Als Musikhistorikerinnen war uns Luxemburg zunächst nicht als Land eingefallen, als wir eine Reihe planten, in der Europäische Komponistinnen ins Zentrum gerückt werden sollten. Luxemburg ist für die europäische Musikwissenschaft bislang ein weißer Fleck. Die deutschsprachige Enzyklopädie Musik in Geschichte und Gegenwart enthält keinen Eintrag dazu. Wo können wir über luxemburgische Musikgeschichte lesen, hören, nachdenken, lernen? Das ist der Außenblick. In der Begegnung mit Danielle Roster lernten wir den Innenblick kennen: Luxemburg als ein europäisches Land, das – sich seiner eigene kulturellen Geschichte bewusst – Fragen nach luxemburgischer Identität stellt, das sich auf den Weg macht, die eigene Geschichte zu beforschen, auch die Musikgeschichte. Dass dabei zwei Komponistinnen von Beginn an prominent im Zentrum standen, Helen Buchholtz und Lou Koster, war eindrucksvoll. Zugleich wurde deutlich, dass sich die Perspektive auf das Geschlecht hier unmittelbar mit anderen Perspektiven überkreuzte: Perspektiven auf Klasse und Nation, Sprache(n), Identität(en) und Generation(en), aber auch auf Medialität, Funktionalität bzw. Autonomie von Musik, Avantgarden u.a.m. Damit rückt Luxemburg mit seiner so besonderen, bislang zumindest wenig beachteten Musikgeschichte mitten hinein in europäische Diskurse der Zeit: die Kontroversen der Avantgarde und ihrem Publikum, Fragen der Medialität von Musik (Filmmusik, Radio etc.), Funktionalisierung von Musik im politischen Diskurs, Fragen von „Mischkulturen“ u.v.m. Aus dem marginal scheinenden Thema – eine luxemburgische Komponistin – wird auf diese Weise ein Denk-Knotenpunkt europäischer Musikgeschichte. Das Buch greift daher auch mitten hinein in diese Diskurse und verwandelt sich so von einer Biographie über die Komponistin Lou Koster zu einem facettenreichen Rundumblick über europäisch-luxemburgische Musikgeschichte.“
Danielle Roster: Lou Koster Komponieren in Luxemburg. Reihe: Europäische Komponistinnen Band 10. Köln: Böhlau Verlag, Verlagsgruppe Vandenhoeck & Ruprecht Verlage, 2019. ISBN: 978-3-412-51406-8.