Besetzung und Art der Musik lassen die Anmutung an das Anfang der Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts erschienene Album ‘Officium’ mit Jan Gabarek und dem ‘Hilliard Ensemble’ hochkommen. Die Unterschiede ergeben sich dann aber, da das ältere Album die alte Musik, z. B. von Dufay und Morales, an die Lesart der Interpreten adaptiert, während Gavin Bryars alte Texte von Traherne und Petrarca nimmt und direkt mit seiner heutigen Kompositionsweise umsetzt.
‘The Fifth Century’ setzt sich aus sieben Sätzen zusammen und ist für Chor und Saxophonquartett gesetzt. Die Texte sind dem letzten titelgebenden Teil der ‘Centuries of Meditations’ von Traherne entnommen. Es handelt sich um einen kaum bekannten metaphysischen Poeten des 17. Jahrhunderts. Sänger und Musiker kommen sowohl zusammen als auch jeweils für sich zum Einsatz.
Die als zweites Werk eingespielten beiden Liebeslieder auf Sonette von Petrarca sollen eine reale oder imaginäre Laura verewigen und wurden von Bryars für Frauenchor gesetzt.
Die Musik von Bryars ist auf Unendlichkeit und Ewigkeit gerichtet. Dazu passen die ausgewählten Texte. Auch die Kompositionsweise trägt dem Rechnung. Die an ‘Minimal Music’ orientierten Kompositionsmuster ergehen sich in langsamen Tempi und einer weitgehend einheitlichen Dynamik. Positiv formuliert handelt es sich um eine sehr einheitliche Musik, etwas weniger positiv kann man sagen, es ist auf die Dauer ermüdend.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass sowohl das ‘PRISM Quartet’ für Sopran-, Alt-, Tenor- und Bariton-Saxophon als auch der Chor ‘The Crossing’ ganz außerordentlich gute Musiker sind, die sich der übertragenen Aufgabe mit Einsatz und Können widmen.