Das grosse Festspielhaus in Salzburg

Eine neue Studie der Wirtschaftskammer Salzburg zu den Ökonomischen Auswirkungen der Salzburger Festspiele besagt, dass die Salzburger Festspiele alljährlich direkt und indirekt eine Wertschöpfung in Salzburg von 183 Mill. € und in Österreich von 215 Mill. € schaffen.

Die Studie unterscheidet sich von früheren Analysen, die einen kumulierten Umsatzeffekt als Wirkung angaben. Eine Wertschöpfungsorientierung und das angewandte ökonometrische Modell ermöglichen nunmehr auch die Berechnung von Einkommenseffekten, Brancheneffekten und die vermehrte Berücksichtigung von Steuern und Sozialabgaben.

Die Festspiele sichern damit in Salzburg eine Beschäftigung (inklusive der Jahresbeschäftigten und auf Vollzeitäquivalente umgerechnete Saisonkräfte der Festspiele) von 2.800 Vollzeitarbeitsplätzen (Österreich 3.400).

Sie erbringen direkt und indirekt in ihrer Wirkung in anderen Branchen für die öffentliche Hand rund 77 Mill. € an Steuern und Abgaben.

Die Salzburger Festspiele erzeugen darüber hinaus aber auch schwer messbare ‘intangible’ Effekte wie Image-Effekte, Bildungsnachfrage und Kompetenz-Cluster in Branchen und Unternehmen, was zusammen ein ‘Festspiele-Ökosystem’ ergibt, das durch die Berechnung der ‘tangiblen’ Effekte nur teilweise erfasst wird.

Festspielpräsidentin Dr. Helga Rabl-Stadler fasste bei der Präsentation der Ergebnisse die Studie zusammen: « Wir sind über die Festspielzeit hinaus ein Wirtschaftsmotor, der dank exzellenter kultureller Leistungen, nicht nur messbare Wertschöpfungs-, Fiskal- und Beschäftigungseffekte in großer Höhe erzeugt. Ebenso tragen die Festspiele seit bald hundert Jahren zur Bildung hochwertiger Kompetenz in der gesamten Wirtschaft Salzburgs bei. Wir reichern das Image des Standortes zu Gunsten aller Branchen wesentlich an und sind mit jeder Festspielsaison Ermöglicher zusätzlicher Werteschöpfung.“

Laut Festspielpräsidentin Rabl-Stadler ist es ein Verdienst der Studie, diesen umfassenden Netzwerkeffekt der Festspiele erstmals zur Sprache gebracht zu haben: „Die Festspiele schaffen kulturelle Werte und berechenbare wirtschaftliche Werte, aber ebenso auch ‘intangible Effekte’, die auf lange Sicht, wie Salzburgs erfolgreiche Wirtschaft beweist, mindestens ebenso bedeutsam sind wie die finanziellen Wirkungen. Die Salzburger Festspiele sind daher eine Infrastruktureinrichtung der anderen Art, aber doch mit Sicherheit ein kraftvoller Standortfaktor für Salzburg. Jeder vom Staat investierte Euro kommt mehrfach zurück.“

Die Studie ergibt, dass Salzburgs Gastlichkeit auf hohem Niveau nur entstehen konnte, da die Festspiele über viele Jahrzehnte eine starke Nachfrage nach gehobener Hotellerie und Top-Gastronomie ausgelöst haben:  » Salzburgs hohe Dichte an Sternen- und Haubenrestaurants ist ein Beleg dafür. Das sorgt auch für entsprechende Bildungsnachfrage: Dass Salzburg Standort von Top-Tourismusschulen ist, kommt nicht von ungefähr, sondern ist auch Ergebnis des Kulturtourismus, den die Festspiele auslösen. Ebenso ist wohl auch die Universität Mozarteum, eine als international bekannte Musikhochschule, nur in Verbindung mit den Festspielen in dieser Form denkbar. »

Salzburg weise auch einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Catering-Unternehmen im Vergleich zu anderen Bundesländern auf, ebenso an Eventspezialisten, heißt es in einer Pressemeldung. « Vom Markeneffekt der weltweit bekannten Festspiele profitiert nicht nur die Tourismuswerbung, sondern auch der Tourismusstandort generell bis hin zum Kongress- und Messewesen. Dass sich die Musikwirtschaft in Salzburg im Vergleich zu anderen Bundesländern so gut behauptet (IHS-Studie 2012), ist unmittelbare Wirkung von den Festspielen. »

Beispielhaft seien aber auch das Taxi-Gewerbe, die Fremdenführer, die Handwerksbetriebe im Einsatz für die Festspiele, die Medienwirtschaft und auch der Salzburg Airport Teil des ‘Festspiele-Ökosystems’.

Die Studie der WKS beruht auf einer Befragung der Festspielbesucher von Januar bis Mai 2016. 3.067 Besucher haben an der Befragung teilgenommen (Rücklaufquote 19%). Die Gästebefragung ergab im Vergleich zu früheren Studien eine stabile Top-Position der Festspiele.

Die Resultate sind folgende: « Hoher Stammgästeanteil: Mittlerweile 80% der Festspielbesucher (Untersuchung 2011: 72,5%) sind Stammgäste. Sie haben die Festspiele mindestens sechs Mal besucht. Fast die Hälfte der Befragten (47%) war aber schon häufiger als 20-mal bei den Festspielen. 5% der Befragten dürfen als Neukunden bezeichnet werden (2011: 8,2%).

Festspiele als Motiv für Salzburg-Besuch: 95% der befragten Festspielgäste statten Salzburg alleine wegen der Festspiele einen Besuch ab. (2011: 71%)

Festspielbesucher bleiben länger. Wie auch in früheren Studien zeigte sich, dass auswertige Festspielgäste nicht nur treue Salzburgbesucher sind, sondern auch länger als andere Touristen bleiben. Ihre Aufenthaltsdauer etwa in der Stadt Salzburg liegt im Schnitt bei 6 Tagen. Der Gesamtdurchschnitt aller in der Stadt Salzburg nächtigenden Touristen liegt übers Jahr gerechnet bei 1,7 Tagen. Inklusive der Nächtigungen der Festspielbesucher, die außerhalb der Landeshauptstadt nächtigen, liegt der durchschnittliche Aufenthalt bei 7,7 Tagen.

Etwas mehr als die Hälfte der auswärtigen Festspielbesucher verbringen ihren Urlaub in Salzburg zu zweit. Im Durchschnitt besucht jeder Festspielgast fünf Vorstellungen.

Größte Besuchergruppe kommt aus Deutschland. Etwas mehr als 41% der Festspielbesucher stammen aus Deutschland, 38% kommen aus Österreich. Weitere größere Besuchergruppen kommen aus der Schweiz, Japan, USA, Großbritannien und Frankreich.

Verlässlicher Umsatzbringer für Hotellerie: 79% wohnen während ihres Aufenthalts bei einem gewerblichen Unterkunftgeber (Hotel, Pension). Der Anteil der Hotellerie überwiegt mit 71% (2011: 69,5%) bei weitem. 65% der auswärtigen Festspielbesucher wohnen dabei in der Landeshauptstadt (2011: 60%).

Stabile Tagesausgaben: Im Schnitt gibt jeder Festspielbesucher 319 € (ohne Festspielkarten) pro Tag aus (2011: 317 €). Übernachtung und Verpflegung schlagen mit 191 € (59,9%) zu Buche. 64 € (20,1%) werden pro Tag für gehobene Konsumartikel (Bekleidung, Schmuck etc.) aufgewendet. Dazu kommen noch Ausgaben für Festspielkarten von rund 550 € pro Besucher.  »

Erstmals wurde auf Basis der Befragung eine regionale und überregionale Wertschöpfungsrechnung durchgeführt, die ein genaueres Bild der Auswirkungen ermöglicht: « Die Festspielbesucher lösen einen zusätzlichen Umsatzimpuls von rund 129 Mill. € aus. Davon entfallen auf Übernachtung und Verpflegung (Tourismus) 77 Mill. €, auf den Handel 26 Mill. €, auf die Bereiche Kunst, Kultur, Freizeit 5 Mill. €, auf die Branchen der persönlichen Dienstleistungen (z. B. Kosmetik, Friseur) 7,5 Mill. €, auf Mobilität 4 Mill. € und auf sonstige Branchen 9 Mill. €.

Inklusive Festspielkartenumsätze und sich aus der Produktion von Aufführungen ergebenden Umsätze und einem aliquoten Investitionsanteil bringen die Festspiele einen um die Mehrwertsteuer bereinigten Umsatzimpuls von 141 Mill. €.

Ein einziges Festspieljahr – in diesem Fall 2015 – erzeugt mit induzierten Welleneffekten in den folgenden Jahren bis 2019 laut makroökonomischen Modell der GAW eine zusätzliche Bruttowertschöpfung von insgesamt 183 Mill. € alleine in Salzburg. Österreich bringt eine Festspielsaison insgesamt 215 Mill. € an Wertschöpfung.

Allein in Salzburg ermöglichen damit die Festspiele einen Einkommenseffekt von 104 Mill. €, in Österreich von 122 Mill. €.

Sie schaffen damit, bzw. sichern rund 2.800 Arbeitsplätze (inklusive Festspiele) in Salzburg, 3.400 in Österreich.

Schließlich bringen die Salzburger Festspiele und ihre volkswirtschaftlichen Wirkungen auch einen 77 Mill. € starken Zufluss an Steuern und Abgaben für die öffentliche Hand und das Sozialsystem.

 

 

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