Das ‘Festival Next Generation’ in Bad Ragaz präsentierte gestern sieben junge Pianisten, darunter den 15-jährigen Robert Neumann, der dieses Jahr von der Jury der ‘International Classical Music Awards’ (ICMA) mit dem ‘Discovery Award’ ausgezeichnet wurde.
Dmitro Choni aus der Ukraine eröffnete den Reigen der ‘Tastentiger’ mit einem brillanten Recital. Choni zeigte aber insbesondere in Ginasteras ‘Danzas Criollas’, dass ein wenig mehr Freiheit und rhythmischer Schwung seinem Spiel guttun würden.
Mit seinen 15 Jahren war der junge deutsche Pianist Robert Neumann ungewöhnlich souverän in Chopins Etüden op. 25. Den Zyklus verband er nahtlos zu einem Ganzen, ohne die rhythmische Vielfalt zu gefährden oder die Stimmungswechsel in Gefahr zu ringen. Er setzte dabei durchaus persönliche Akzente und differenzierte die einzelnen Etüden mit Farben, Schattierungen und dynamischen Nuancen in einem sehr natürlich wirkenden Musikfluss, in dem nichts aufgesetzt und nichts recherchiert wirkte.
Die heute 19-jährige Lettin Aurelia Shimkus, deren CD ‘Scherzo’ den Pizzicato-Supersonic bekommen hatte, spielte Chopin, Mendelssohn und Busoni sowie ein eigenes Werk mit viel Raffinement und Drive.
Das zweite Pianistenkonzert begann mit einer Sammlung kleinerer virtuoser Stücke, wie sie die moldawische Pianistin Livyka Shtirbu-Sokolov wohl liebt: ihr extrem kraftvoll-brillantes Spiel ließ in dieser Hinsicht nichts zu wünschen übrig. Ganz anders die 25-jährige Irina Vaterl aus Österreich. Ihre Klavierstücke op. 118 von Johannes Brahms wurden sehr sensibel und fein nuanciert gespielt, während sie für Ernesto Lecuonas Suite ‘Andalucia’ mit viel Spielfreude Atmosphäre erzielte: an Farben und tänzerischem Schwung fehlt es in ihrer spontan wirkenden Interpretation nicht.
Der 19-jährige Ivan Krpan aus Kroatien stellte sich mit Chopins Zweiter Klaviersonate vor. Er spielte sie mit viel Leidenschaft und Drive, aber er wird lernen müssen, mehr zu wagen, mit mehr Atmung und Strukturbewusstsein seine Rhetorik neben fließender Leidenschaft auch wirklich bedeutsam werden zu lassen.
Die Überraschung des Konzerts war der dreizehnjährige Arsen Dalibaltayan, ein Kroate mit armenischen Wurzeln, der sich in Mendelssohns ’17 Variations Sérieuses’ in die Musik vertiefte und mit Atmung und Farben die Stimmungen dieses hoch anspruchsvollen Werks wiedergab. In den schnellen Passagen gab es viel Beweglichkeit, spontan wirkende, fein nuancierte Akzente, im besinnlichen Intermezzo tief empfundene Kantabilität. Eine großartige Listung für einen so jungen Pianisten.