Wenn man an diesem Sommerende den Beginn des Textes des ersten Liedes ‘Der Jäger’ auf den Text von Eduard Mörike nimmt, der mit den Zeilen ‘Drei Tage Regen fort und fort, Kein Sonnenschein zur Stunde’ hört, dann sieht man automatisch aus dem Fenster oder lieber doch nicht. Aber man stellt sich auch die Frage, ob sich darauf der Titel der Aufnahme ‘Der heitere Wolf’ bezieht und worin die Heiterkeit liegt, vielleicht in der Ironie? Diese Frage bleibt nicht nur für dieses Lied, das den Streit zweier Liebender beschreibt, sondern auch bei anderen erhalten. Genauso das Lied ‘Zur Warnung’ über den Morgen nach der durchzechten Nacht oder das Ende von ‘Bei der Trauung’ mit den Zeilen « … Denn leider freilich freilich keine Lieb ist nicht dabei ». Auch das Lied ‘Unfall“’ legt schon im Titel etwas anderes nahe, wenn Cupido seine Pfeile verschießt. Wahrscheinlich hat der Rezensent nur einen anderen Humor.
Aus dem Kanon von Liedern auf Texte von Eichendorff, Goethe, Mörike, Reinick und Shakespeare hat Horst Lamnek zusammen mit Elena Larina 29 ausgewählt, die sie mit Charme und Können darbieten. Lamnek nutzt seinen Bass-Bariton, um die Texte deutlich artikuliert zu präsentieren. Er bildet damit die von Wolf bevorzugte Subtilität der Deklamation eng nach. Er schlägt dem Motto der CD entsprechend einen lichten Ton an, der der Darbietung einen leichten Charakter gibt, so dass sich daraus ein freundlicher Anschein ergibt. Der Pianistin gelingt eine mitgestaltende Begleitung, da sie nicht nur mitspielt, sondern, soweit es die Musik erfordert, selber Akzente setzt, ohne den Sänger einzuengen. Man hört den beiden Musikern an, dass ihnen die Gestaltung des Programms Freude macht.
Der Komponist Hugo Wolf, zeitweise selber zeitweise satirischer Kritiker, war vor allem der spätromantische Liedkomponist, der mit großer Ehrfurcht vor den Texten diesen ein musikalisches Sprachrohr sein wollte. Prägend für viele seiner Werke ist die Nutzung einer Phrase, die man bei einem Anhänger Wagners, der er war, als Leitmotivik sehen könnte. Dabei steht doch die strikte Anbindung an den Text und damit die Variation der Form für Wolf als oberstes Prinzip. Bei Wolf sind Form und Stil so eng mit den poetischen Ideen, welche sie verkörpern, verbunden, dass sie nur ausgehend vom Text analysiert werden können. Dadurch entstehen Originalität und Wahrhaftigkeit sowie lebendige Ausdrucksstärke seiner Werke.
Aber um nicht mit einem zu negativen Eindruck zu schließen, die beiden Künstler bieten durchaus auch heitere Lieder, wie Liebesglück und Wohin mit der Freud, das auf die Worte « … ach du lichtgrüne Welt, Und wie strahlst du voll Lust“ endet.