Wenn er nur nicht singen würde…. Mozarts Musik aber reißt Fazil Say immer wieder mit und dann spielt er nicht nur Klavier, sondern singt auch noch dazu. Aber was wäre Say ohne das Exzentrische? Wer das alles nicht mag, sollte die Finger von diesem CD-Set lassen. Hier kommt nämlich eine derartige Vielfalt an Musikausdruck zustande, dass man schon bereit sein muss, ein solches Spiel mitzumachen. Und wenn ich dazu bereit bin, dann weil Say nicht auf Show macht, nicht in artifizielle Klangrecherche versinkt, sondern weil die Musik unmittelbar so aus ihm heraus spricht (das unterscheidet ihn von Lang Lang).
Says Temperament bestimmt vieles, was seine Gestaltungsphantasie beflügelt und die Musik spontan belebt. Dass manche Hörer selbst bei wohlwollenden Begegnung mit diesen Interpretationen im Detail Says Dynamik-Kontraste (um nicht zu sagen Sprünge), sein oft erstaunliches Rubato, seine unkonventionellen Phrasierungen mit kritischem Ohr begegnen werden, ist klar. Aber man wird nicht bestreiten können, dass wir es hier mit einem urmusikalischen Spiel zu tun haben, das letzten Endes der singulären Individualität Mozarts und dessen sprunghaftem Charakter vielleicht näher kommt als jener ‘braverer’ Interpreten (die aber Mozart nicht weniger aufregend spielen können). Immerhin stehen bei Mozart Innigkeit und Schauer, Fröhlichkeit und Tragik sehr nahe beieinander, und Parodie war ihm ebenso wenig fremd wie derber Witz. Glatte und gleichmäßige Musik gibt es bei Mozart nicht, und Say macht davon ausgiebig Gebrauch. Deshalb gibt es bei ihm die leidenschaftlichsten Ausbrüche, die mächtigsten Crescendi genauso wie die zarteste musikalische Ausbiegung und den leisesten verhauchenden Seufzer. Fazil bleibt der Vielfalt von Mozarts Musik nichts schuldig.