Etwas kann man dem französischen Saxophonisten Nicolas Prost nicht absprechen: seine Einfallskraft, ein abwechslungsreiches und vielgesichtiges Programm für diese CD zusammenstellt zu haben. Er beginnt seinen Parcours mit einer hoch virtuosen Aufnahme des zweiten Satzes aus dem Saxophonkonzert von John Adams, hier in einer Fassung für Saxophon und Klavier.
Völlig aus dem Rahmen springt der Fischerchor aus César Francks Oper Hulda mit Sängern und Saxophonquartett.
Wie viele zeitgenössische Komponisten hat Guillaume Connesson sein Werk Kind of Trane, 2015 als Konzert für Klarinette und Orchester von Guillaume Connesson komponiert, für andere Instrumente bearbeitet, so für Saxophon oder auch für Orgel. Hier hören wir die Fassung für Saxophon und Klavier. Der Titel erinnert an Miles Davis’ Album A Kind of Blue aus dem Jahre 1959, wo John Coltrane als Sideman fungierte. Connesson benutzt entsprechend synkopierte Rhythmen und melodische Progressionen, die repräsentativ für den Jazz sind. In den drei Sätzen (There is none other, Ballade und Coltrane on the Dancefloor) ist diese stilistische Mischung sehr apart.
Hymne sacré von Hector Berlioz war das allererste Werk mit einem Saxophon, einem Bariton. Diese heute verschwundene Partitur war wahrscheinlich eine Transkription eines Vokalwerks. Es wurde für ein Instrumentalsextett von Adolphe Sax geschrieben und enthielt 2 Trompeten, 1 Saxhorn, 2 Klarinetten und 1 Saxophon.
Nach dem seichten Porcelaine de Saxe von Michel Legrand kommt Poème élégiaque, ein wenig bekanntes Werk für Saxophon und Orchester (hier in der Klavierfassung) von Philippe Gaubert, das 1912 vom amerikanischen Saxophonisten Elise Hall uraufgeführt wurde. Nicolas Prost zeigt in dem Stück seine Qualitäten als Sänger auf dem Saxophon, die auch in Paul Hindemiths anspruchsvoller Saxophonsonate und in einer Bearbeitung der Deux Chants de l’ancien Pérou von Ambroise Thomas zum Ausdruck kommen.
Summa ist eines dieser Tintabuli-Werke, die Pärt in mehreren Versionen komponiert hat. Die 1977 ursprünglich für a cappella-Chor geschaffene Komposition wurde später für Gesangs- und Instrumentalensembles umgearbeitet, u.a. auch für Saxophon Quartett. Aufgrund der atheistischen Kulturpolitik der Sowjetzeit verbirgt der Titel des Stückes eine verschlüsselte Botschaft, tatsächlich basiert Summa auf dem Text des lateinischen Credo. Die scheinbare Einfachheit des Werkes verbirgt seine größte Komplexität, wobei die kreisförmige Struktur der Stimmen eine symbolische Bedeutung vermittelt. « Ich habe ein hoch formalisiertes Kompositionssystem entwickelt, mit dem ich seit zwanzig Jahren meine Musik schreibe. Summa ist das strengste und rätselhafteste Werk dieser Serie », sagte Arvo Pärt 1994.
Das nur eine Minute lange A Roseira von Heitor Villa-Lobos führt unbeschwert zu Karol Beffas Obsession aus dem Jahre 2008, einem virtuosen Stück, das Nicolas Prost über die vier Sätze hinweg zunächst reflektiv, dann mitunter auch verängstigt steigert, am Ende sozusagen hysterisch.
André Jolivets feierliche Fanfares pour Mithridate beschließen das Programm.