Die Versionen für Streichquartett, die für Kammerorchester und die als Oratorium dieser außergewöhnlichen Komposition von Joseph Haydn sind bekannt. Weniger oft erklingt die auch vom Komponisten stammende Fassung für Klavier, die Nicolas Stavy hier vorlegt.
Gegenüber den erstgenannten Ausführungen ist diese mit einer Dreiviertelstunde rund ein Viertel kürzer. Deshalb ergänzt Stavy seine Aufnahme dem Andante con variazioni, das sich wie von selbst zwanglos anfügt.
Die verschiedenen Bearbeitungen durch Haydn verdanken wir der augenblicklich einsetzenden Begeisterung für das Werk. Das mag erstaunlich scheinen, wenn man die damit verbundene Aufgabe sieht, sieben langsame Sätze aneinander zu reihen, ohne die Ohren der Zuhörenden zu langweilen. Aber es ist wiederum wenig überraschend, dass es einem genialen Komponisten wie Haydn scheinbar mühelos, indem er den lateinischen Text zum Ausgangs punkt macht, daraus ein abwechslungsreiches und den Spannungsbogen haltendes Ganzes zu schaffen, in dem er auch das Gewitter sozusagen als reinigendes Element anfängt, um die Zuhörerschaft aus ihrer Trance zu lösen.
Nicolas Stavy verfügt über die sensible Technik und die interpretatorische Ruhe, um diese langen Linien einnehmend zu entwickeln. Man wundert sich eher, dass das Gewitter nur ein Gewitterchen wird. Mitunter spielt Stavy eine andere rhythmische Ausprägung, als man sie von den Streicherversionen gewohnt ist. Abgesehen von den Sonderheiten wie kurzer Dauer gelingt Stavy eine Deutung für Liebhaber spirituellen Klavierspiels. Wie in gespannter Ruhe lässt Stavy die einzelnen Stationen passieren und gibt dem Hörer Zeit für das erforderliche Innehalten, ohne eine überzogene verharrende Vertiefung zu verlangen.
Grundsätzlich darf sich der Rezensent überlegen, ob er diese Version mit Tasteninstrument einer mit Streichern vorzieht oder eben auch nicht. Da scheinen die mit Streicher besetzten Ausarbeitungen doch noch mehr Spielraum für detaillierte Stimmungsformulierungen zu bieten als diese Ausgabe. Insofern bevorzuge ich die Streicherfassungen. Aber das ist dann eher eine Frage des persönlichen Empfindens. Wenn man denn die Klavierversion bevorzugt, dann ist diese eine hörbare.