Nachdem die Komposition von Symphonien lange verpönt war, gehört Robin De Raaff zu den jüngeren Komponisten, die sich wieder Kompositionen zuwenden, die diesen Titel tragen. Allerdings folgen seine Symphonien nicht einer überlieferten Struktur, sondern finden neue Wege, indem sie eher dem griechischen Grundbegriff des Zusammenklingens entsprechen. Dabei geht De Raaff auf zwei Arten vor. Wie in der 1. und der 3. Symphonie löst er diesen Zusammenklang im Orchester. In den Werken Nummer 2 und 4 verbindet er Solisten mit dem Orchester, auch ausgehend von konzertanten Vorarbeiten, so dass hier Solisten zum Orchester geschmolzen werden und andersherum.
Seine Dritte Symphonie wurde bereits beschrieben. Nunmehr stellt die neue Aufnahme, wieder mit diversen Mitwirkenden, die weiteren drei Symphonien bis Nummer 4 vor. Die erste Symphonie gehört zu den rein orchestralen. Der Titel ‘Tanglewwod Tales’ bezieht sich auf persönliche Eindrücke aus diesem Sommerfestspielort, die er während seiner Tätigkeit dort sammelte. Die Zweite Symphonie gehört wie die Vierte zum Typ mit Solisten. In ihr wird ein Saxophonquartett zum Orchester gesellt. Ursprünglich als Konzert entworfen, wurde es zur jetzigen Form gefasst. Die kollidierenden Welten sind die zwischen Solisten und Orchester, aber auch zwischen einzelnen und der Gesamtherde. In der vierten Symphonie, die aus sechs Liedern für Mezzosopran und Klavier nach Emily Dickinson entwickelt wurde, sind Begebenheiten und Selbstbetrachtungen vertont, die zur freiwilligen Einsamkeit der Seele führen.
Diese mit moderat modernen Klängen gestaltete Musik scheut auch nicht wohlklingende Passagen und erleichtert so ihre Rezeption. Zarte Momente wechseln mit Ballungsszenen ab. Unterstützt wird der volle Klang insbesondere in der zweiten Symphonie durch eine, in der Jugendsprache würde man sagen, voll fette Aufnahmequalität, die sowohl das Saxophonquartett lustvoll klingen lässt als auch das Orchester stark ablichtet. Das Rascher Saxophonquartett widmet sich der Musik überlegen, hingebungsvoll und mit satten Sound. Das Orchester, hier die niederländische Radio Kammerphilharmonie unter Emilio Pomarico, einem exquisiten Neue Musik Dirigenten, zeichnet die Musik detailliert und mit Wucht.
Das ‘Orchestre de Picardie Région Hauts-de-France’ entwickelt zusammen mit dem Doelen Ensemble die 1. Symphonie für großes Orchester unter Stabführung von Arie van Beek zum ‘Tanglewood Tales’ Klangerlebnis. ‘Het Gelders Orkest’, geleitet von Antonello Manacorda, ist zugleich Stichwortgeber für die Sopranistin Sophia Burgos als auch eigener Darsteller der Vierten Symphonie, ‘Melodies unheard’. Burgos ist eine sich in viele Richtungen entwickelnde Sängerin, die den Einsamkeitsszenen die Mischung aus Wärme und Verzweiflung gibt.