Diese Version der Solosonaten von Eugène Ysaye wird mit einer Ersteinspielung des Etude Poème bereichert, bei der der Pianist Mario Häring mitwirkt. Die sechs Solosonaten erscheinen regelmäßig in neuen Aufnahmen, da sie jeden Geiger und jede Geigerin inspirieren, sich mit diesem Kosmos auseinander zu setzen und ihn zu stemmen. In den letzten fünf Jahren wurde der Zyklus unter anderem von Eric Lacrouts und Tianwa Yang aufgezeichnet.
Wer sich dieser Werke annimmt, muss sich unweigerlich dem Vergleich stellen. Das Spiel von Noé Inui zeichnet sich durch eine technisch einwandfreie Beherrschung aus. Außerdem gibt er seinen Interpretationen einen leuchtend charaktervollen Ton. Die Strukturierung der Werke wirkt kollagenhaft, so dass wie bei bildender Kunst unterschiedliche Bereiche aneinanderstoßen. Dadurch werden seine Deutungen nicht in einem einheitlichen Fluss dargeboten wie in der kürzlich veröffentlichten Aufnahme, sondern in einer sehr in Details vertieften Ausgestaltung.
Als kleine Zugabe fügen Inui und Häring das unveröffentlichte Etude Poème in g-Moll bei, das dem Ysaÿe-Schüler Louis Siegel gewidmet. Dieses Werk zeichnet sich stilistisch durch einen nicht geradlinigen Rhythmus aus, der sich, wie das Leben, freier entwickelt als vorgegeben ist.