Mit einer Aufführungsdauer von 64 Minuten ist Roger Norrington im Deutschen Requiem überdurchschnittlich schnell. In ihren Referenzaufnahmen brauchen Klemperer, Abbado und Giulini rund zehn Minuten mehr. Trotzdem gelingt es Norrington, Ruhe und Transparenz in das Klanggeschehen zu bringen, so dass dieses Requiem fast zu schweben scheint. Die Bögen sind weit gespannt, aber nicht so weit, dass die Innenspannung darunter leiden würde. Vielmehr sind es diese ‘getragene Ordnung’ und eine sehr präzise Balance, die einen sehr natürlichen Atem verströmen. Und der ist im Deutschen Requiem ja sehr wichtig. So gelingt es Norrington, die sieben Sätze in ein scheinbar nahtlos ineinandergreifendes Klangkonzept zu bringen, was die Homogenität und Aussagekraft des Werkes stärkt und ihm zu ungewohnt transzendentaler Schönheit verhilft.
Wunderbar sind die beiden Solisten Christina Landshamer und Florian Boesch, die ihren legendären Vorgängern in nichts nachstehen. Auch die beiden Chöre, das SWR Vokalensemble und der NDR Chor, sind überragend, genauso wie das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, das ich selten so gut gehört habe wie auf dieser Aufnahme. Trotz der vielen sehr guten Einspielungen, die vom Deutschen Requiem existieren, ist diese Hänssler-Produktion mehr als nur eine Empfehlung wert.
In only 64 minutes, Roger Norrington achieves to give his performance of Brahms’s German Requiem the necessary calm and breath. He is able to develop an overall conniving and unifying sound concept and inspires his excellent choral and orchestral forces to a very beautiful singing and playing.