Die geradzahligen Symphonien von Beethoven genießen vielleicht immer noch ein geringeres Ansehen als die mit ungerader Nummerierung. In einem Gesamtzyklus dürfen sie jedoch nicht fehlen. Die als Pastorale bekannte Sechste und die Achte haben das National Symphony Orchestra (NSO) und Gianandrea Noseda sich für die aktuelle Einspielung ausgewählt.
Im ersten Satz der sechsten Symphonie strebt die Musik sehr angenehm freudig fließend, so dass man den Untertitel eher als Vorfreude auf dem Wege zum Lande denn als Erwachen heiterer Gefühle auf dem Lande hören kann. Dafür spricht auch die Spieldauer, die der historisch informierter Ensembles näher ist als der von Symphonieorchestern. Die Szene am Bach übernimmt den das vorangehende Pochen und flicht dazu dann herauspiksende Bläsersoli ein. Das Allegro, Lustiges Zusammensein der Landleute, beginnt noch gesellschaftlich gesittet und entwickelt erst vor dem Übergang zum Gewitter eine etwas stampfende Note, wie man sie beim Dorftanz vielleicht erwartet. Hinein in Gewitter und Sturm entwickelt sich die Musik. Das Tempo geht mit dem thematischen Hintergrund, die Musik bleibt aber trotz allen Aufbäumens klassisch schön ausgeformt, so dass das Existentielle, wenn man vorm Gewitter Schutz suchen muss, dem Hörer vorenthalten wird. Da kommt keine Angst auf. Der Hirtengesang mit seinen frohen und dankbaren Gefühlen nach dem Sturm zeigt dann erneut ein vom Chef wohl geformtes Orchester, das Klänge zu modellieren weiß. Die auch im Untertitel vorhandenen Wohltätigen, mit Dank an die Gottheit verbundenen Gefühle treten hier eher irdisch konkret ans Licht.
Vergleicht man die Tempoangabe Allegro ma non troppo vom ersten Satz der Sechsten mit der der Achten, Allegro vivave con brio, so würde man erwarten, dass bei der Letzteren schneller eingestiegen würde, als es dann der Fall ist. Hier wählt Noseda überraschenderweise ein funktionierendes, aber kein wirklich nach vorne ziehendes Tempo. So scheint sich der pastorale Gedanke fortzusetzen. Allerdings geben stärkere Akzentuierungen eine markantere Note. Die Satzbezeichnung Allegretto scherzando im zweiten Satz hat eine gewisse Zwitterform, da der erste Begriff ein langsameres Tempo als der zweite indiziert. Das NSO und Noseda lösen das mit einem unbeschwert tänzelnden Charakter. Wiederum im Bezug dazu wird das folgende Tempo di Menuetto schwerfälliger zubereitet. Auch der stärkere Blechbläsereinsatz forciert diese Wahrnehmung. Mit Musizierlust führen die Musiker die Symphonie im vierten Satz zu Ende, wie es sich für einen Rausschmeißer gehört.
Wenn es auch dem NSO an der Brillanz und auf die Spitze getriebener Akkuratesse anderer in den USA ansässiger Orchester sowohl in einzelnen Stimmen wie auch im Gesamtapparat mangelt, so wissen sie doch mit wohl geformtem Musizierstil zu gefallen.
Beethoven’s even-numbered symphonies perhaps still enjoy a lesser reputation than those with odd numbering. In a complete cycle, however, they cannot be missed. The Sixth, known as the Pastoral, and the Eighth have been chosen by the National Symphony Orchestra (NSO) and Gianandrea Noseda for the current recording.
In the first movement of the sixth symphony, the music strives in a very pleasantly joyful flow, so that one can hear the subtitle more as anticipation on the way to the countryside than as the awakening of cheerful feelings. The playing time, which is closer to that of historically informed ensembles than symphony orchestras, also speaks to this. The scene at the brook takes over the preceding throbbing and then weaves in spiky wind solos to it.
The Allegro, Lustiges Zusammensein der Landleute, still begins in a socially civil manner and only develops a somewhat stomping note before the transition to the thunderstorm, as one might expect at a village dance. The music develops into thunderstorm and storm. The tempo goes with the thematic background, but the music remains classically beautifully formed despite all the rebellion, so that the existential, when one must seek shelter from the thunderstorm, is withheld from the listener. There’s no sense of dread.
The shepherd’s song with its joyful and grateful feelings after the storm then again shows an orchestra well formed by the conductor, who knows how to model the sound. The charitable feelings also present in the subtitle, associated with thanks to the deity, come to light here in a rather earthly concrete way.
Comparing the tempo indication Allegro ma non troppo from the first movement of the Sixth with that of the Eighth, Allegro vivave con brio, one would expect the latter to start faster than it then does. Here, surprisingly, Noseda chooses a tempo that works but does not really pull forward. Thus the pastoral idea seems to continue. However, stronger accents give a more distinctive note. The Allegretto scherzando in the second movement has a certain hermaphroditism, since the first term indicates a slower tempo than the second. The NSO and Noseda resolve this with a lightheartedly prancing character. Again in relation, the following Tempo di Menuetto is more ponderously prepared. The stronger brass use also forces this perception. The musicians bring the symphony to a close with great musicality.
If the NSO lacks the brilliance and to-the-point accuracy of other U.S.-based orchestras, both in individual parts and in the overall apparatus, they know how to please with well-formed musicianship.