Welch ein Glück, dass es schon Fernsehen in den Sechzigerjahrenjahren gab und, dass das ORF das Wagnis, – denn ein solches war es noch in jenen Tagen! –, auf sich nahm, die Produktion der Salzburger Festspiele von ‘Ariadne auf Naxos’ im August 1965 aufzuzeichnen. Da kommt schon Nostalgie hoch, zumal es mir damals gegönnt war, diese Meisterleistung zu sehen und mit den Künstlern zu reden.
Das Team Rennert-Böhm war in jenen Tagen einer der Fokalisierungspunkte in Salzburg, und es gehörte zum guten Ton, entweder für dieses Tandem zu sein oder für Karajan und ihn selbst, resp. seine vertrauten Partner (Strehler, Ponnelle) als Regisseure. Natürlich warf man dabei ersterem ihre biedermeierhafte Gemütlichkeit vor, ihre Direktheit und damit ein Mangel an Hintergründigkeit. Doch sieht man jetzt, nach fast vierzig Jahren, diese gemeinsame Arbeit des aufeinander eingespielten Duos wieder, so kann man nur sagen: Heutiges Regietheater ist nun wahrlich nicht das Alpha und Omega in Sachen Oper.
Wie fein doch die Regie von Rennert war und wie eng bezogen auf das Meisterwerk des anderen Duos: Hofmannsthal-Strauss! Da erwachsen Charaktere in der Komplexität des Geschehens und seiner Spiegelungen und da entwickelt sich die Handlung aus innerer Notwendigkeit! Und dann die vielen schönen Details und die prächtige Besetzung: Nostalgie, Nostalgie!
Zwar bleiben bei Hildegard Hillebrecht als doch überforderte Ariadne und dem noch etwas zu frischen Jess Thomas als Bacchus, oder auch bei den Komödianten, einige Wünsche offen, doch wie überlegen, raffiniert und tiefsinnig etwa gestaltet die reizvolle Reri Grist die Rolle der Zerbinetta, und wie differenziert und überlegen legt Sena Jurinac die Partie des Komponisten aus. Herrlich sind ebenfalls Jon van Kesteren als süffisanter Tanzmeister und das Trio der Nymphen mit Lotte Schädle, Claudia Hellmann und Lisa Otto. Prächtig ist aber vor allem das Spiel der Wiener Philharmoniker; überlegen dirigiert Karl Böhm, der Freund von Richard Strauss, lässt die Feinheiten der Partitur aufleuchten und sie aus kammermusikalischen Raffinement aufblühen: Nein, das macht ihm wohl kaum einer mit dieser Beschwingtheit nach. Gut, nicht alles kommt von diesen Feinheiten herüber, da die damalige Aufnahmetechnik noch ebenso zu wünschen übrig ließ wie etwa die Kameraführung: Nicht jeder kann eben ein Brian Large, ein Humphrey Burton oder ein Barrie Gavin sein. Der dokumentarische Wert dieser Aufzeichnung und ihrer Veröffentlichung auf DVD kann dafür nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Extremely fine staging of Ariadne auf Naxos, with mostly exciting cocal performances. Karl Böhm’s chamber music like conducting is magnificent.