Es ‘wagnerte’ sehr in den vergangenen Monaten, in denen Opus Arte gleich mehrere wirklich hörenswerte Bayreuther Live-Mitschnitte aus den letzten zehn Jahren veröffentlichte.
Aus dem Jahre 2008 stammt der Mitschnitt der ‘Meistersinger von Nürnberg’ in der ersten Inszenierung von Katharina Wagner auf dem Grünen Hügel. Es ist eine Aufnahme, die sich durchaus mit den besten vergleichen lässt und sehr gut zeigt, wie Wagner heute gesungen wird. Franz Hawlata ist ein überzeugender Sachs, der vor allem durch seine kluge Gestaltung zu überzeugen weiß. Klaus Florian Vogt ist eine Traumbesetzung für den Stolzing und begeistert mit einem absolut sauberen und stilsicheren Gesang. Michael Volle als Beckmesser ist ein stimmprächtiger Merker, der sehr präzise phrasiert und niemals überzeichnet. Michaela Kaune als Eva und Norbert Ernst als David runden die Hauptpartien auf allerhöchstem Niveau ab. Großes Lob auch für Sebastian Weigle, der eine sehr transparente, ja kammermusikalisch wirkende Meistersinger-Aufführung dirigiert. (4 CDs OA CD 9031S)
2009 dirigierte Peter Schneider ‘Tristan und Isolde’ in Bayreuth. Dieser Dirigent, der nie Starstatus für sich beanspruchte, ist ein exzellenter Wagner-Kenner und Interpret und lässt den Hörer an einer mitreißenden Aufführung teilhaben. Nach dem ‘Traumpaar’ Waltraud Meier und Siegfried Jerusalem hatten es die Nachfolger etwas schwer. Irène Theorin, die damals die Rolle von Nina Stemme übernommen hat, ist eine sehr gute und dramatische Isolde und auch der äußerst lyrische Tristan von Robert Dean Smith gefällt durch seinen sehr präzisen Gesang. Nur zusammen harmonieren die Stimmen nicht so gut. Für ein stimmlich ausgewogeneres Tristan und Isolde-Paar hätte man entweder eine lyrischere Isolde oder aber einen dramatischeren Tristan gebraucht. Jukka Rasilainen ist ein akzeptabler Kurwenal, Robert Holl ein stimmgewaltiger Marke und Michelle Breedt eine etwas blasse Brangäne. Trotzdem, ein insgesamt guter ‘Tristan’. ( 4 CDs OA CD9033D)
Dass die ‘Lohengrin’-Einspielung aus dem Jahre 2011 sensationell ist, liegt an dem erstklassigen Ensemble und der wunderbaren Leitung von Andris Nelsons. Klaus Florian Vogt hat mit dem Lohengrin die Rolle seines Lebens gefunden und knüpft hier nahtlos an seine großen Vorgänger wie Franz Völker, Jess Thomas, Sandor Konya, René Kollo und Peter Seiffert an. An Stil ist er den meisten haushoch überlegen. Annette Dasch ist eine großartige Elsa und begeistert wie all die anderen Sänger mit einem lupenreinen Vortrag. Petra Lang als Ortrud ist eine schiere Urgewalt und Georg Zeppenfeld ein überragender König. Samuel Youn ist ein makelloser Heerrufer. Leider fällt Jukka Rasilainen als Telramund durch sein schlechtes Deutsch etwas ab, seine stimmliche Leistung ist aber durchaus akzeptabel. Nelsons zaubert die schönsten Orchesterfarben und legt seinen Sängern einen wunderbaren Klangteppich aus. Ohne Zweifel, eine der schönsten ‘Lohengrin’-Einspielungen, die es gibt. (3 CDs OA CD9034 D)
‘Der Fliegende Holländer’ wurde 2013 mit Spannung erwartet, da er von Christian Thielemann dirigiert wurde. Auch hier wird der Hörer nicht enttäuscht, wenn auch diesmal nicht die großen Stars auf der Bühne stehen. Ricarda Merbeth ist trotzdem eine der authentischsten Senta-Darstellerinnen, die ich kenne und auch der hervorragende Samuel Youn singt einen makellosen und sehr menschlichen Holländer. Tomislav Muzek gestaltet einen interessanten, sehr lyrischen Erik, während Franz-Josef Selig als Daland und Christa Mayer als Mary ordentliche Rollenporträts abgeben. Hervorzuheben bleibt auch der Steuermann von Benjamin Bruns. Thielemann dirigiert seinen typischen Wagne: Satt in den Farben, dynamisch, spannend und mitreißend. (2 CDs OA CD9043D)
Wie Peter Schneider gehört auch Axel Kober nicht zur Garde der Stardirigenten. Trotzdem ist er ein hervorragender Wagner-Interpret, wie es dieser packend dirigierte Mitschnitt einer Bayreuther ‘Tannhäuser’-Aufführung von 2014 zeigt. Torsten Kerl ist ein stimmgewaltiger Tannhäuser, der sich im gefährlichen Schluss des zweiten Aktes mühelos über Chor und Orchester hinwegsetzen kann. Wenn seine Stimme auch nicht unbedingt schön ist, so hinterlässt seine Interpretation doch einen bleibenden Eindruck. Michelle Breedt ist eine nur ordentliche Venus, während Camilla Nylund als Elisabeth zwar besser singt, aber viel zu fraulich wirkt. Markus Eiche ist ein stimmpotenter Wolfram und Kwangchul Youn, hier als Landgraf Hermann, einer der besten Sänger, die man in den letzten zwanzig Jahren auf der Bayreuther Bühne gehört hat. Die kleineren Rollen sind mit Lothar Odinius als Walther von der Vogelweide, Thomas Jesatko als Biterolf und Katja Stuber als Hirte überdurchschnittlich gut besetzt. (3 CDs OA CD9044D)
Sensationell wie immer, und das selbstverständlich in allen fünf Mitschnitten, ist der Chor der Bayreuther Festspiele, einstudiert von dem, genau wie seine Vorgänger Wilhelm Pitz und Norbert Balatsch, heute schon legendären Eberhard Friedrich.