Virtuos und effektvoll
Rosemary Tuck sowie das ‘English Chamber Orchestra’ unter Richard Bonynge setzen ihre Reihe mit Kompositionen von Carl Czerny fort, dem Studenten und Vertrauten von Beethoven und Lehrer von Franz Liszt. Gespielt werden auf dieser CD das virtuos-effektvolle Erste Klavierkonzert in d-Moll, ‘Introduzione e Rondo Brillant’ sowie Variationen über den Jägerchor aus Webers ‘Euryanthe’. Rosemary Tuck spielt brillant und Richard Bonynge begleitet kräftig zupackend. (Naxos 8.573688)
57 Charakterstücke
Mit Chopins 57 Mazurken setzt Eugène Mursky seine Chopin-Aufnahmen fort. Bei ihm lässt die Musik keinen Zweifel aufkommen, dass die Mazurka ein Volkstanz ist, aber kein Bauerntanz. Entsprechend spielt Mursky die Stücke nicht zu elegant, aber auch nicht rustikal. Rhythmik und Kontraste werden gut herausgearbeitet, und so werden die einzelnen Mazurkas zu kleinen Charakterstücken, die das Zuhören nie monoton werden lassen. (Profil 2CD PH16100)
Begelman spielt Bach
Der heute in Italien lebende russische Geiger Boris Begelman hat als Konzertmeister und Solist mit so bekannten Orchestern gearbeitet wie ‘Il Complesso Barocco’, ‘Concerto Italiano’, ‘Accademia Bizantina’ oder ‘Il Pomo d’oro’. Auf seiner Louis Moitessier-Geige von 1790 spielt er auf einer CD von Deutsche Harmonia Mundi Johann Sebastian Bachs Sonaten und Partiten BWV 1001-1006. Begelman musiziert sehr originell und flexibel, mit relativ zügigen Tempi und doch ohne Show- Virtuosität, weil sich sein ernsthaftes Musizieren aus darbieterischer Tiefe speist. (Deutsche Harmonia Mundi 88985466112).
Klavier mit Übergröße
Auf der von Cyrill Huvé eingespielten CD mit Werken von Liszt (u.a die b-Moll-Sonate), Debussy und Scriabin ist weder der Pianist wichtig noch die Musik per se: es geht hier vielmehr in erster Linie um das Opus 102 des Klavierbauers Stephen Paulello, einem Flügel, an dem laut Aussage Paulellos nichts sein soll wie an einem Steinway. Dabei sind die Länge (3 Meter) und die Klaviatur mit 102 Noten, 14 mehr als normal, nur einige von vielen Neuerungen. Das Ergebnis ist kaum zu überhören, vor allem durch eine Verstärkung der Resonanz der ungespielten Saiten und eine ausgewogene Balance von tiefen und hellen Noten, die diesen Flügel in einen ungewöhnlichen Klangkörper verwandeln. Das kann sich positiv auswirken, und tut es auch, vor allem in der Liszt-Sonate, aber es kann auch zu Blähungen führen, wie im Schubert-Liszt-Ständchen oder in Debussys ‘Cathédrale engloutie’. Die CD ist allenfalls für Klavierklang-Experten interessant. (Evidence EVCD045)
Starke Stücke
Brexit hin, Brexit her, UK-Musik sollten wir auch in Zukunft nicht außer Acht lassen. Die britische Geigerin Madeleine Mitchell hat zusammen mit dem ‘BBC National Orchestra of Wales’ und dem Pianisten Nigel Clayton gleich sieben Erstaufnahmen von Werken stilistisch sehr verschiedener britischer Komponisten gemacht. Das Programm reicht von dem schönen Violinkonzert ‘Soft Stillness’ von Guto Puw (*1971) bis zu dem nicht weniger schönen Werk ‘Taking it as Read’ von Michael Nyman. Dazu gibt es noch das interessante Stück ‘Atlantic Drift’ von Judith Weir, die leidenschaftliche ‘Rhapsody’ von Geoffrey Poole, eine etwas unruhige ‘Romanze’ von David Matthews, das sehr lyrische ‘Aurea Luce’ von Sadie Harrison und das sehrende ‘Veilleuse’ von Michael Berkeley. (dda 25160)