Virtuose polnische Musik für Klavierduo
Das polnische Klavierduo ‘Ravel Piano Duo’ hat bei Dux schon 2015 ein Album veröffentlicht, das ein Programm mit wenig bekannter Duo-Musik des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts umfasste. Jetzt legen die beiden Pianistinnen eine weitere Folge vor, mit später entstandenen Werken, darunter die ungemein virtuose und lustige Suite von Wladyszlava Markiewiczowna, das angenehm-melodische Konzert für zwei Klaviere von Michal Spisak, eine kurze, sehr motorische Toccata von Henryk Gorecki, eine virtuose Miniatur von Lutoslawski und das rhythmisch extravagante und spaßige Divertimento von Jerzy Bauer. Ein tolles Programm! (Dux 1422).
Wagner-Missverständnis
Blumig verziert, üppig verschnörkelt, emotional angerührt: das ist Joan Fallettas Musik aus Wagners ‘Ring des Nibelungen’ mit dem ‘Buffalo Philharmonic’ in Rokoko-Bearbeitungen von Wouter Hutschenruyter. Der Eindruck kommt jedoch nicht nur von den Arrangements, sondern auch von der Dirigentin, die selbst Engelbert Humperdincks Bearbeitung von ‘Siegfrieds Rheinfahrt’ zu einer lieblichen Wassermusik werden lässt. Welch ein Missverständnis! (Naxos 8.573839)
Kraftvolle Fauré-Barcarolles
Michael Endres spielt bei Oehms Classics Gabriel Faurés ’13 Barcarolles’, lyrische Melodien, für die Fauré nach einer Reise nach Venedig vielleicht eher durch den Zwang zum Titel inspiriert wurde als durch die Musik der Gondolieri. Die Musik ist freilich sehr lyrisch und passt nicht schlecht zu der Bezeichnung Barcarolle. Der für den Interpreten bestehenden Gefahr zu wohligem Schaukeln entgeht Michael Enders durch ein oft kräftig zupackendes, brillantes Spiel, das andererseits leider die introspektiven, meditativen, manchmal sogar schmerzlichen und impressionistischen Züge nicht genügend betont und der französischen Eleganz der Musik zu sehr aus dem Weg geht. (OC 466)
Pergolesi aus Pavia
Das Ensemble ‘Coro e Orchestra Ghislieri’ aus Pavia hat für Arcana Pergolesis Messe in D-Dur sowie die Motette ‘Dignus laudes resonemus’ aufgenommen. Giulio Prandi spornt sein Ensemble mit einem phänomenalen Enthusiasmus an. Mit dramatischen Akzenten und rhythmischen Kontrasten, aber auch mit intensiver Meditation lässt er die Musik prägnant und kommunikativ werden. Brillante, kraftvolle Aufführungen! (Arcana A444)
Nézet-Séguin am Meer
Das kanadische Label Atma wiederveröffentlicht eine Aufnahme, die 2007 vom ‘Orchestre Métropolitain du Grand Montréal’ unter Yannick Nézet-Séguin gemacht wurde. Neben den sehr sensuellen (und daher wenig dramatischen) Interpretationen von Debussys ‘La Mer’ und dem ‘Prélude à l’après-midi d’un faune’ bestechen auch die farbig und detailliert musizierten ‘Four Sea Interludes’ aus Brittens ‘Peter Grimes’ sowie das 1948 komponierte, farbige und vor allem rhythmisch aparte ‘Kaléidoscope’ des Kanadiers Pierre Mercure (1927-1966). (ACD2 2775)
Mozart für Streichtrio
Mozarts Divertimento KV 563 und die ‘Präludien und Fugen’ KV 404a – die einzigen Werke, die Mozart für Streichtrio komponierte – haben Cellist Matt Haimovitz, der Geiger Jonathan Crow und der Bratscher Douglas McNabney 2006 in warmen und gefühlvollen Interpretationen aufgenommen. Pentatone Classics wiederveröffentlicht die hervorragenden Einspielungen im Surround-Sound. (PTC5186 714)
Quicklebendiger Beethoven
Die ‘Scottish Chamber Orchestra Wind Soloists’ spielen Musik für Bläsersemble von Beethoven (Sextett op. 71, Oktett op. 103, Rondino WoO 25 …). Nun gehören diese Werke nicht gerade zum Besten von Beethovens Output, aber die Schotten tun alles, um die Musik auf die höhere Schiene zu bringen und die Wirkung mit viel Frische, Vitalität und Farben zu verstärken (CKD 572).