Musik von Krankenpflegern
‘Catharsis dans les services de santé – Entspannung im Gesundheitswesen’ nennt sich die 27. Folge der Reihe ‘Les Musiciens et la Grande Guerre’ von Hortus, mit Flötenwerken sowie Klavierstücken von Philippe Gaubert, Jacques Ibert und Déodat de Séverac. Die drei Komponisten waren im Ersten Weltkrieg Krankenpfleger. Es sind gepflegte Interpretationen, die hier zu hören sind, und in dem Qualitäts-Auf und Ab dieser Reihe ist diese Veröffentlichung zu den guten zu zählen. Pierre Pouillaude ist ein weitgehend zuverlässiger Flötist, wenngleich man sich etwas mehr Geschmeidigkeit gewünscht hätte. Yasmine Hammani ist die Geigerin im Gaubert-Trio und Amaury Breyne der Pianist, der mit seinem sensiblen und emotionalen Spiel einen besonders guten Eindruck hinterlässt. (Hortus 727)
Mittelmaß
Das ‘Duo Jatekok’ (Adélaïde Panaget & Nairi Badal) spielt auf seiner CD ‘Les Boys’ bei Alpha zuerst die teils motorischen, im langsamen Satz aber auch sehr stimmungsvollen ‘Three Pieces for Piano Duo’ von Baptiste Trotignon. Mit viel Klangphantasie begegnen die beiden Pianistinnen der Poulenc-Sonate und der ‘Elégie’, ohne darin aber die Spannung zu erreichen, die die Aufnahme des ‘Piano Duos Mona & Rica Bard’ bei Audite auszeichnet. Es erklingt dann auch noch Dave Brubecks ‘Points on Jazz’, ein klassisch getuntes Ballett, in dem das ‘Duo Jatekok’ in Sachen Klangphantasie und genuiner Rhythmik meilenweit entfernt bleibt von der legendären Einspielung durch Anthony und Joseph Paratore. (Alpha 388)
Brillanter Countertenor
Die CD ‘Handel – Enemies in Love’ mit der Sopranistin Natalia Kawalek und dem Countertenor Jakub Jozef Orlinski sowie dem Ensemble ‘Il Giardino d’Amore’ unter Stefan Plewniak bietet ein attraktives Programm mit Arien und Duetten. Ohne die Leistung der Sängerin mindern zu wollen, ist es dennoch wichtig, als Hauptattraktion den polnischen Countertenor Jakub Jozef Orlinski herauszustellen. Er mag noch nicht ganz auf dem Niveau der Besten seines Fachs zu sein, aber die Sicherheit seiner Koloraturen, seine blühenden Farben, seine Agilität, sein jugendlicher Elan und sein Charisma sind bemerkenswert. (Ëvoe Music EVOE005)
Polnisches Rosarium
Mit seinem ‘Rosarium Virginis Mariae’ schuf der Pole Mikolaj Zielenski eines seiner zentralen Werke. Die ‘Freudenreichen’, die ‘Schmerzhaften’ und die ‘Glorreichen Geheimnisse’ sowie die Hymne ‘O gloriosa Domina’ hat Jakub Burzynski, der Gründer und Dirigent des Warschauer Ensembles ‘La Tempesta’, rekonstruiert und mit guten Solisten sowie seinem Ensemble in opulenten Interpretationen für Divox eingespielt. Die Kompositionen sind charakteristisch für die Wende von Renaissance zum Barock und für den Marienkult in Polen. Zwischen die Gesangstücke werden auch Instrumentalfantasien eingeschoben. In einem räumlichen akustischen Gesamtbild agieren Solisten wie auch Chor und Ensemble in guter Qualität. Freunde dieser Gattung werden sicherlich nicht enttäuscht (Divox CDX 71401-6)
Güttlers Europareise
Zum 75. Geburtstag des Trompeters Ludwig Güttler erscheint eine ‘Edition Europa’ mit Wiederveröffentlichungen aus Güttlers umfangreichen Aufnahmekatalog. Anhand der ausgesuchten Werke und Komponisten will Güttler zeigen, wie in der Musik das politische Zusammenwachsen Europas schon vor Jahrhunderten vorweggenommen wurde. Dabei reicht das Spektrum dieser Edition von Bach und dessen Zeitgenossen Vivaldi, Telemann, Pisendel, Zelenka, Neruda und Hasse über Haydn und Mozart bis zu Dvorak: Ein breit gefächertes Repertoire erklingt so in stilvollen und sehr angenehmen Interpretationen. Das europäische Heute und jenes des 20. Jahrhunderts werden allerdings nicht bedient. (Berlin Classics 4 CDs 0301066BC)
Grauenhaft
Jacques Offenbachs Liedgut ist nicht besonders gut auf Tonträgern vertreten. Entsprechend verheißungsvoll präsentierte sich eine Brilliant-CD mit 14 Liedern des Komponisten. Doch welche Enttäuschung stellt sich dann beim Anhören des Programms ein. Zwei Sängerinnen mit nicht besonders schönen Stimmen, die Mezzosopranistin Mariam Sarkissian und die Sopranistin Fanny Crouet, gehen völlig phantasielos an die Musik heran, ziehen bar aller dramatischen Gestaltungselemente die Melodien über einen Leisten, so dass sich bald Langeweile einstellt, so sehr sich Daniel Propper am Klavier auch bemüht, etwas Leben in die Sache zu bringen. (95641)