Modernes Requiem
Das etwa einstündige, 2003 von Bernard Haitink und dem ‘Boston Symphony’ uraufgeführte Requiem des amerikanischen Komponisten John Harbison hat Giancarlo Guerrero mit den Solisten Jessica Rivera, Michaela Martens, Nicholas Phan und Kelly Markgraf sowie dem ‘Nashville Symphony Chorus and Orchestra’ für Naxos aufgenommen. Das durchaus tragisch gestimmte Requiem ist ein komplexes, musikalisch extrem reiches Werk, in dem besonders dem Orchester eine wichtige rhetorische Rolle zukommt. Die Aufführung ist hochkarätig. (Naxos 8.559841)
Schumann in zweiter Ausgabe
Florian Uhlig ist beim 12. Teil seiner kompletten Robert Schumann-Edition angekommen und präsentiert eine erste CD mit ‘Frühen Werken in zweiter Ausgabe’, ‘Davidsbündlertänze’ op. 6 & ‘Kreisleriana’ op. 16 in den Fassungen von 1850. Das Booklet beschreibt im Detail, was der Komponist alles geändert hat gegenüber den Erstfassungen von 1837 resp. 1838. Uhlig Spiels ist wie immer einwandfrei, und der Pianist kommt auch hier wieder ohne Effekte und Großspurigkeit aus. Er bleibt in jedem Werk der Musik des Komponisten verbunden und hält sich als Interpret eher im Hintergrund. (Hänssler Classic HC 17038)
Moderner Liedgesang
‘Beauté de ce monde’ – ‘Schönheit dieser Welt’, so nennt sich eine CD von Hortus, auf der neben einigen Klavierstücken vor allem Vokalkompositionen für diverse Besetzungen des jungen französischen Komponisten und Pianisten Fabienm Touchard enthalten sind. Der Album-Titel sagt viel aus über Touchards Musik, die tatsächlich, bei aller Modernität schön ist, gut klingt, ungemein raffiniert in den Farben und dynamischen Nuancen, aber nie überfrachtet. Wer modernen Liedgesang mag, sollte sich diese CD anhören, die mit Marie-Laure Garnier, Fiora McGown, Anaïs Bertrand sowie dem Ensemble ‘Les Illuminations’ auch gute Interpreten mitbringt. (Hortus 161)
Junger Liedsänger
Der junge niederländische Bariton Raoul Steffani (*1992) hat zusammen mit Gerold Huber ein Programm rund ums Träumen zusammengestellt, mit Schumanns ‘Liederkreis’ sowie Liedern von Grieg, Sibelius und Alban Berg. Für einen Mittzwanziger ist das ein gewagtes Unternehmen, doch er meistert die Aufgabe ganz beachtlich, auch wenn sicher noch einiges reifen wird. Die Gestaltung wird Steffani durch eine große Farbpalette erleichtert, wobei er stets darauf achtet, nicht zu übertreiben, was wiederum etwas an Spontaneität kostet. Gerold Hubers Klavierbegleitung ist für den jungen Sänger ein Glücksfall. (Challenge Classics CC72785)
Historisch, warm und ausdrucksvoll
Die ‘Handel and Haydn Society’ aus Boston setzt mit Harry Christophers die Erkundung der Haydn-Symphonien fort, diesmal mit den Symphonien Nr. 49, ‘La Passione’, und 87, ergänzt durch Mozarts Sinfonia Concertante KV 364. Musiziert wird mit historischem Interpretationsansatz, aber mit einem eher warmen, vollen Klangbild und viel Ausdruckskraft. Also: auf historischem Instrumentarium, ohne faserigen Klang, ohne jeglichen Exzesse, angenehm musikantisch. Die Sinfonia Concertante ist dabei besonders reizvoll und expressiv geworden. (Coro COR16168)