Suche nach Stimmungen
1988 in Sacha (auch Jakutien), im nordöstlichen Teil des asiatischen Russlands geboren, hat Alexander Koryakin nun bei Ars Produktion eine CD veröffentlicht, mit einer sehr interessant aufgearbeiteten, eher nach Stimmungen als nach Dramatik suchenden Interpretation von Mussorgskys Werk ‘Bilder einer Ausstellung’. Es folgt eine kontrastreiche, sehr persönliche Interpretation der ersten Serie von Claude Debussys ‘Images’. Die spannendste Interpretation ist jene der Fantasiestücke op. 12 von Robert Schumann, die eine Verkörperung der Romantik schlechthin sind. Hier trifft Koryakin genau die richtige Atmosphäre. (Ars Produktion 38556)

Ein Oratorium für die Kohlengrubenarbeiter
Eugène Bozza (1905 – 1991) komponierte das zu Ehren der Bergbauarbeiter von Valenciennes geschriebene Oratorium ‘Le Chant de la Mine’ im Jahre 1956. Anlässlich seines 30-jährigen Bestehens ließ das ‘Orchestre Valentiana’ dieses Werk wieder aufleben, das den Tag eines jungen Bergarbeiters beschreibt. Neben dem Sinfonieorchester und einem Chor von 200 Sängern aus Valenciennes wirken vier nicht wirklich gute Solisten und ein Erzähler mit, der leider etwas pathetisch rezitiert, was gar nicht zu der fein gesponnenen Musik passt, die hier in subtiler klanglicher und harmonischer Differenziertheit erklingt, weil der Dirigent Nicolas Bucher den Riesen-Apparat dynamisch im Zaum hält und gut ausbalanciert. (Indésens INDE120)

Magere ‘Fantastique’
Harmonia Mundi bringt zum Berlioz-Jahr eine Bearbeitung der ‘Symphonie Fantastique’ von Jean-François Heisser für 2 Klaviere heraus. Idil Biret sowie François-René Duchable  haben die Liszt-Bearbeitung für Soloklavier aufgenommen und damit auch jene begeistert, die von derartigen Bearbeitungen nicht viel halten. Die Heisser-Transkription bringt im Grunde nicht viel Mehrwert, und da sie auf einem sogenannten ‘Piano vis-à-vis’ von Pleyel aus dem Jahre 1928 gespielt wird (von Heisser selber und von Marie-Josèphe Jude) bleibt sie klanglich recht mager und interpretatorisch spannungsarm, mitunter sogar anti-dramatisch manieriert. (HMM 902503).

Liebeslieder, britisch
Mit ‘Love Songs’ feiern die ‘King’s Singers’ dieses Jahr den Valentinstag. 19 Liebeslieder aus aller Welt bilden das abwechslungsreiche Programm, das letztlich aber auf dieser CD etwas künstlich klingt. Es fehlt hier einerseits das natürlich Zärtliche und die Frische. (Signum SIGCD 565)

Monteverdis Madrigale auf 12 CDs
Brilliant Classics veröffentlicht die zuvor bereits auf diversen Alben herausgekommenen kompletten Madrigale von Claudio Monteverdi mit ‘Le Nuove Musiche’ unter der Leitung von Krijn Koetsveld. Diese allenthalben hoch gelobten Einspielungen zeichnen sich durch einen fein nuancierten und ausgewogenen Klang aus, obwohl die Intonation manchmal etwas zu wünschen übrig lässt. Im Großen Ganzen sind es aber beeindruckende Interpretationen, die Monteverdis Kompositionen sehr attraktiv werden lassen. (Brilliant Classics 95661)

Trüber Klang für Brahms-Requiem
Eine mulmige Aufnahme von ‘Ein Deutsches Requiem’ ist bei Glossa veröffentlicht worden. Die ganze Kunst von Johannes Brahms verpufft in diesem trüben Klang, in dem man das Orchester (Orchestra of the 18th Century) nur als grob knurrenden, dröhnenden, unkonturierten Klangkörper vernimmt, während vom Chor (der Capella Amsterdam)  so viel Gutes herüberkommt, dass der Ärger nur noch größer wird. Daniel Reuss dirigiert, aber was er mit seiner Interpretation sagen wollte, ist schwer auszumachen. (Glossa GCD921126)

Überflüssig
Ohne irgendeinen Mehrwert und in einer wenig transparenten und klaren Aufnahme bleibt die CD mit den Streicherserenaden von Antonin Dvorak und Piotr Tchaikovsky durch die ‘Archi dell’Accademia di Santa Cecilia’ unter Luigi Piovano eine überflüssige Veröffentlichung im Katalog von Arcana. (A457)

Klar, aber mit zu viel Zurückhaltung
Maurizio Pollini hat weitere Chopin-Werke neu eingespielt. Beeindruckend ist die analytische Klarheit des Diskurses. Das macht so leicht keiner Pollini nach. Und wenn die Nocturnes op. 55 Nr. 1 & 2, die Mazurken op. 56 Nr. 1-3 und die Berceuse op. 57 auch noch in ihrer unsentimentalen Art gefallen können, so fehlt es für meinen Geschmack in der Sonate op. 58 an Dramatik und Leidenschaft. Die Zurückhaltung des Pianisten leistet der Musik in diesem Werk keinen Dienst. (DG 4836475)

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