Tänzerisch-kontemplativ
Nach der Johannes-Passion im vergangenen Jahr legen Ralf Otto, der Bachchor und das Bachorchester Mainz nun auch eine Aufnahme der Matthäus-Passion vor. Ralf Otto betont das Emotionale der Partitur, ohne die schon fast tänzerische Geste der Musik zu vernachlässigen. Insgesamt ist dies eine sehr kontemplative Interpretation mit einer Reihe an erstklassigen Solisten: Georg Poplutz (ein exzellenter Evangelist), Matthias Winckhler (ein bewegender Jesus) sowie Julia Kleiter, Jasmin Hörner, Gerhild Romberger, Nohad Becker, Daniel Sans, Christian Rathgeber, Christian Wagner und Daniel Ochoa. Die Aufnahme ist ausgewogen, könnte aber in den Ensembleszenen mehr Transparenz haben. (Naxos 8.574036-38)

Mit genuinem Charme
Von unwiderstehlichem Charme ist die zweite Folge von Rossini-Sonaten (Nr. 4, 5 & 6) sowie Soloquartetten von Franz Anton Hoffmeister (Nr. 3 & 4). Tuomas Lehto, Minna Pensola, Antti Tikkanen und Niek de Groot spielen inspiriert und sensibel.  (BIS 2318)

Schillernde Opernparaphrasen
Der französische Pianist Aurélien Pontier vereint in seinem Spiel brillante Virtuosität mit feinster Delikatesse und davon profitiert sein Liszt-Recital mit Opern-Paraphrasen, das er für Ilona Records aufgenommen hat. Interessant ist, dass Pontier neben einigen bekannten Paraphrasen auch solche aufgenommen hat, die nicht so oft zu hören sind (Simon Boccanegra, Miserere aus dem Trovatore, Les Sabéennes ) Sein Klavier klingt schlank und ein bisschen metallisch, was aber in diesem Repertoire nicht stört, zumal Pontier sich vieler Farben zu bedienen weiß, um sein Spiel schillernd werden zu lassen. Und Atem und Spannung hat es auch reichlich. Also: eine gute CD! (LIR9174223)

Blockflötenanthologie
Mit nicht weniger als 26 CDs präsentiert Brilliant Classics eine umfangreiche Sammlung mit Kompositionen für Blockflöte, darunter Solowerke, Kammermusik und Konzerte, beginnend mit der berühmten Sammlung Des Fluyten Lusthof (1644-1654) von Van Eyck, über Werke aus dem 17. und 18. Jahrhundert  – Sammartini, Telemann, Fiorenza, Händel und Quantz – bis ins 20. Jahrhundert. Die Interpreten sind Blockflötisten wie Erik Bosgraaf, Corina Marti, Marion Verbruggen, Lorenzo Cavasanti, Manuel Staropoli, Stefano Bagliano und viele weitere. (Brilliant Classics 95799)

Streifzug durch die Musikgeschichte
Der amerikanische Pianist Jeremy Denk nennt sein neues Album bei Nonesuch  ‘ca. 1300 – ca. 2000’. Es sind zwei CDs mit ‘musikalischen Snapshots’  wie sich der Pianist ausdrückt, meistens Teile von größeren Werken, mit denen Denk die Geschichte der Klassik nacherzählen will. Es ist ein mithin Programm mit Werken aus sieben Jahrhunderten, von Machaut bis Scarlatti und Bach, und von Mozart bis Glass und Ligeti. Dass die auf dem modernen Flügel adaptierten Werke der Renaissance und des Barock am ungewöhnlichsten klingen, war zu erwarten, dass der erste Satz aus Beethovens op. 111 so, sagen wir mal, ‘speziell’ erklingt, nicht unbedingt. Glücklicherweise sind die anderen Aufnahmen der zweiten CD besser und zum Teil sehr gut, z.B. ‘Isoldens Liebestod’, Debussys ‘Reflets dans l’eau’ oder die 2. Etüde von Philipp Glass. (7559793471)

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