Mit besonderem Raffinement
Das Duo Praxedis (Praxedis Hug-Rütti, Harfe, und Praxedis Geneviève Hug, Klavier) widmet eine weitere CD dem Werk von Carl Rütti (*1949). Rütti ist der Bruder der Harfenistin und der Onkel der Pianistin. Rütti, bekannt vor allem als Schweizer Vokalkomponist, hat viele Werke für seine Schwester komponiert, so dass ohne Schwierigkeit ein zweites Programm zusammengestellt werden konnte. Wie bei diesem exzellenten Duo üblich, vermengen sich Klavier- und Harfenklang mit besonderem Raffinement. Rüttis Musik wird stimmungs- und ausdrucksvoll in einigen Stücken wie ‘Nachts’ oder ‘Winterlandschaft’ auch sehr tonmalerisch und mit viel Spannung wiedergegeben. Da auch der Tonmeister die Balance wunderbar natürlich getroffen hat, ist diese CD in allen Hinsichten höchst zufriedenstellend und daher auch nachdrücklich empfehlenswert. (Ars Produktion 38557) – ♪♪♪♪♪
Problematische Schubertiade
Die 1990 geborene deutsche Pianistin Julia Rinderle stellt sich mit einem ganzen Schubert-Programm vor. Die drängend gespielten ‘Drei Klavierstücke’ D. 946 lassen ganz zu Beginn aufhorchen, aber wenn dieses Drängen dann in den Liszt-Bearbeitungen ‘Auf dem Wasser zu singen’, ‘Ständchen’ und ‘Der Wanderer’ anhält und in Nervosität ausartet, wird aus dem Aufhorchen Kopfschütteln, auch wenn ich generell persönlichem Gestalten nicht abgeneigt bin. Hier aber scheinen mir doch Grenzen überschritten zu werden. Leider kann ich mich genau so wenig mit der allzu undifferenziert und oberflächlich gespielten ‘Wandererfantasie’ D. 760 anfreunden, in der die Pianistin es verpasst, in die Musik hinein zu hören und Schuberts Gefühlswelt zu ergründen. Der leicht mulmige Klavierklang ist ein weiteres Manko dieser Produktion. (Ars Produktion 38283) – ♪♪
Persönlicher Liszt
Elena Kuschnerova präsentiert sich mit einem ganzen Liszt-Programm bei Bella Musica (Rhapsodie espagnole, Dante-Sonate, Petrarca-Sonette 104 & 123, Consolation Nr. 3, Les jeux d’eau à la Villa d’Este, Mephistio-Walzer). Beeindruckend ist nicht nur die Virtuosität, sondern auch die Differenzierungskunst, die die Pianistin in den Dienst sehr persönlicher Gestaltungen stellt. Die Dante-Sonate ist in dieser Hinsicht ein besonders faszinierendes Beispiel. Die Tonaufnahme hätte ich mit etwas klarer gewünscht, und ein nicht ganz so grelles Klavier hätte mehr Wärme im Klang bringen können (Bella Musica BM312471) – ♪♪♪♪
Weiter Weg bis ins Cabaret
Unter dem etwas reißerischen Titel ‘Yiddish Cabaret’ spielt das Jerusalem Quartet Erich Wolfgang Korngolds Zweites Streichquartett op. 26, dem die vier Musiker durch effektvolle Kontrastierung viel Tiefe und Bedeutsamkeit geben. Danach erklingen die Fünf Stücke von Erwin Schulhoff, die das Quartett ebenfalls spannend gestaltet. Den Schluss machen die fünf Lieder ‘Jiddisch’ von Leonid Desyatnikov, und da macht dann auch das ‘Cabaret’ aus dem Titel Sinn, da die Stücke auf Lieder zurückgehen, wie sie vor dem Zweiten Weltkrieg in Polen erklangen. Hila Baggio singt sie vokal untadelig und sehr idiomatisch. (Harmonia Mundi HMM 902631) – ♪♪♪♪