Liszt mit der Maîtrise Notre-Dame de Paris
Franz Liszts Via crucis (Die 14 Stationen des Kreuzwegs) für Chor, Solisten und Orgel bzw. Klavier ist eines der letzten Werke des Komponisten. Der Pianist David Selig und die Maîtrise Notre-Dame de Paris unter Nicole Corti haben das Werk im Jahre 2000 aufgenommen, und es wird nun von Calliope wiederveröffentlicht. Markant ist in dieser Aufnahme der prägnante Klang des Klaviers, das David Selig ungemein ausdrucksvoll spielt. Im Kontrast dazu inspiriert Nicole Corti die Maîtrise de Notre-Dame zu einem eher abgeklärten Gesang, der dem Charakter der Kompositionen durchaus gerecht wird. Leider ist der Gesang nicht immer von größter Reinheit, und auch die Intonation lässt manchmal zu wünschen übrig. Am Ende ist der ja auch von Liszt betont bedeutsam gestaltete Klavierpart der dominierende Gestaltungsfaktor in dieser dadurch interessanten Aufnahme. (Calliope 1965) – ♪♪♪♪♪

Ein Fresko über die Ausdrucksformen der Zeit
Philippe Manourys ‘Le Temps, mode d’emploi’ für Klavierduo und Live-Elektronik ist dem Komponisten zufolge « ein großes musikalisches Fresko über verschiedene Ausdrucksformen der Zeit. » Die beiden Klaviere sind von vier virtuellen Klavieren und einem sehr komplexen Gerät zur Synthese, Verarbeitung und Verräumlichung von Klang umgeben. Das fast einstündige Stück haben das GrauSchumacher Piano Duo und die Tonkünstler vom SWR Experimentalstudio für Neos aufgenommen. Die Musik ist am eindringlichsten nicht in den virtuosen Teilen, die, wenn der Klang des Klavierduos elektronisch verarbeitet und projiziert wird, manchmal brutal wirken, sondern in den ruhigeren oder einfach nur leiseren Passagen, wenn wirklich wunderbare Stimmungen aufkommen und die Musik in bezwingender Weise reflektiv wird. (Neos11802) –  ♪♪♪♪

Telemann: Letztes Glied einer Reihe
La Stagione beendet seine den gemischt besetzten Konzerten von Georg Philipp Telemann gewidmete CD-Reihe mit der Sinfonia Melodica und den Konzerten TWV 54:Es1, TWV 44:43 TWV 50:4 und TWV 53:A2. Wie schon die vorigen Aufnahmen zeigen auch die Kompositionen dieser CD die blühende Fantasie Telemanns, was das Ensemble La Stagione Frankfurt unter Michael Schneider zu einem farbigen, hier beschwingten, dort kantablen Musizieren inspiriert. (cpo 555239-2) – ♪♪♪♪♪

Schöner Solopart gegen halligen Orchesterklang
Einen eigentlich sehr schönen Solopart gibt es in einer Aufnahme des Cellokonzerts von Antonin Dvorak mit Adolfo Gutierrez Arenas zu hören. Der Cellist spielt bei betont langsamen Tempi sehr lyrisch und gefühlsvoll, mit einem warm vibrierenden Klang. Das Kantable in Arenas’ Spiel kommt auch in den vier für Cello und Klavier arrangierten Liedern von Dvorak sehr gut zum Ausdruck. Auf der CD sind ferner die Tondichtung Klid und das Rondo in g-Moll zu hören. Leider klingen die von Kimbo Ishii dirigierten Magdeburger Philharmoniker sehr hallig und konturlos, was den Höreindruck stark beeinträchtigt. (lbs Classical 32019) – ♪♪♪

Problematische Chopin-CD
Der junge französische Pianist Jean-Paul Gasparian stellt sich mit einem ganzen Chopin-Programm vor, das mit Chopins vier Balladen beginnt. Zwei Nocturnes, zwei Walzer und zwei Polonaisen vervollständigen die CD, die vor allem in den ruhigen Passagen überzeugt, denen der Pianist sehr sensibel und kantabel begegnet. Hin und wieder klingt aber auch einiges allzu sehr gedehnt. Und wenn’s dramatischer wird, wünschte man sich mehr Klarheit in der Artikulation, was aber nicht allein dem Spiel, sondern dem etwas zu unpräzisen, zu räumlichen Klangbild zuzuschreiben ist. Insgesamt ein eher problematisches Chopin-Recital in dem ich mich etwas zu oft hingezogen und wieder abgestoßen fühle. (Evidence EVCD059) – ♪♪♪

 

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