Technisch beeindruckende Scriabin-Interpretationen
Alexander Scriabins Sonaten Nr. 1, 5, 6 & 8 spielt der Chinese Chen Yunjie auf Accentus Music / Académie France Chine. Es sind technisch beeindruckende Interpretationen von kühler Strenge, mit einer phänomenalen Beherrschung der dynamischen und farblichen Werte, die das Sensuelle intellektuell verbrämt und das Mysteriöse der späteren Sonaten vermissen lässt. Die Erste Sonate gelingt Yunjie am besten, weil er das Dunkel-Tragische der Komposition zum Ausdruck bringen kann. (Accentus ACC304653) – ♪♪♪♪
Abwechslungsreiches Programm um Wahnsinns-Tänze
Folia (Wahnsinn) nennt sich ein Doppel-Album, auf dem dieser ekstatische Volkstanz und seine Abwandlungen den Inhalt bilden. Es ist eine Kompilation aus früheren Veröffentlichungen mit Werken von Sanz, Ortiz, Marais, Falconieri, Corelli, Vivaldi, Geminiani u. a., gespielt von Interpreten wie José Miguel Moreno, Paolo Pandolfo, Leila Schayegh, Lina Tur Bonet oder Sigiswald Kuijken. Ein ebenso abwechslungsreiches wie kurzweiliges Programm auf hohem Niveau. (Glossa GCD 923520) – ♪♪♪♪
Billiger Ramsch
Rubicon veröffentlicht nach DG im Jahre 2012 nun schon die zweite Aufnahme von Max Richters ‘: Vivaldi-The Four Seasons’. Das Machwerk ist nicht weniger peinlich geworden und auch nicht weniger überflüssig. Richter nimmt die Hauptmelodien und bauscht sie in einem minimalistisch-neoklassischen Sound ohne jeden Mehrwert auf. Dünner geht’s nicht. 2012 hatte sich Daniel Hope für das dubiose Produkt hergegeben, nun ist es Fenella Humphreys zusammen mit der Covent Garden Sinfonia. Das Stück wird dadurch nicht besser und bleibt was es war: billiger Ramsch (Rubicon RCD1015) – ♪
Wegprogrammieren hilft, aber macht das Sinn?
Die gesamte Bühnenmusik von Beethovens Egmont hat das klanglich auf symphonische Größe gebrachte Helsinki Baroque Orchestra unter Aapo Häkkinen für Ondine aufgenommen. Das klingt ganz toll, zumal Häkkinen sehr bedeutungsvoll und tonmalerisch dirigiert. Elisabeth Breuer ist ein stimmlich kraftvolles und im Ausdruck sehr anmutiges Clärchen. Und so hätte dies eine vorzügliche Aufnahme werden können, wäre da nicht die Fehlbesetzung der Sprecherrolle. Robert Hunger-Bühler rezitiert den Text mit irritierender Nervosität und oft störender Akzentuierung, als gelte es, das Ganze möglichst schnell hinter sich bringen. Andere Teile des Textes verkümmern in Bedeutungslosigkeit. Gewiss, man kann die Rezitation am CD-Player wegprogrammieren, um das spannende Spiel des Orchesters zu genießen, doch das ist ja wohl nicht der Sinn der Sache. (Ondine ODE 1331-2) – ♪♪♪
Spanische Madrigale
Ecos Del Parnaso nennt sich eine Brilliant Classics-CD mit Spanischen Madrigalen u.a. von Diego Ortiz, Cristobal de Morales, Juan Navarro und Sebastian Raval. Gesungen werden sie mit oder ohne Begleitung vom Ensemble Amystis unter José Duce Chenoll. Im 19-teiligen Programm mischen sich Besinnliches und Bewegtes, Musik der Verinnerlichung und der Feierlichkeit auf vielschichtige Weise. Die Aufführungen sind minutiös ausgearbeitet, stets an Sprache und Wort-Diktion orientiert und erfüllen höchste Ansprüche. Nicht zuletzt weil mit viel Natürlichkeit gesungen wird, ist der Gesang von Amystis ist von großer Schönheit. (Brilliant Classics 95905) – – ♪♪♪♪