Acht Verdi-Sängerinnen
Stimmen zu vergleichen ist immer interessant. Orfeo gibt uns die Gelegenheit dazu mit dem Doppelalbum Verdi Heroines, wo eine gute Mischung aus bekannten und weniger bekannten Arien erklingt. Die Sängerinnen sind Julia Varady, Grace Bumbry, Krassimira Stoyanova, Marjana Lipovsek, Agnes Baltsa, Ghena Dimitrova, Maria Dragoni und Iliena Cotrubas, was uns ganz verschiedene Timbres und verschiedene Interpretationsansätze entdecken lässt. Obwohl es in dem gut zusammengestelltem Programm keine Enttäuschung gibt, stechen doch Krassimira Stoyanova, Agnes Baltsa und Julia Varady hervor. (Orfeo MP1904) – ♪♪♪♪
Bruckners Klaviermusik
Bruckners Musik für Klavier wird jeden überraschen, der Bruckners Symphonik kennt. Diese CD erlaubt es dem Hörer, mit diesen zwischen 1850 und 1868 entstandenen Werken Bekanntschaft zu machen. Von den heute bekannten ca. 50 Stücken sind jedoch nicht alle enthalten, so fehlen u.a. die 7 Rondos WAB 222, die Sonatenentwürfe WAB 242 und die 5 Klavierstücke WAB 216. In der Zeit komponierte Bruckner vor allem Vokalwerke. Seine Erste Symphonie entstand 1865/66. Es sind also Stücke, die komponiert wurden, als Bruckner zwischen 26 und 44 Jahren alt war. Für den Klassikfreund sind sie eher ein Kuriosum als attraktive Musik, denn Bruckner hatte kein besonders gutes Gespür für das Klavier. Charakteristisch sind aber die Rhythmik, das Tänzerische vieler Stücke und das poetische Empfinden in den langsameren Stücken, deren Charme hin und wieder an Mendelssohn erinnert. Francesco Pasqualotto spielt fantasievoll, versucht aber richtigerweise nicht mehr aus der Musik herauszuholen, als sie einem seriösen und ehrlichen Interpreten anbietet. (Brilliant Classics 95619) – ♪♪♪♪
Das Jupiter-Projekt
Mozarts Bekanntheitsgrad wuchs nicht nur durch die Originalkompositionen, sondern auch durch Transkriptionen für kleinere Formationen, die weniger Musiker verlangten und in kleinerem Rahmen aufgeführt werden konnte. So schrieben Muzio Clementi, Johann Baptist Cramer und Johann Nepomuk Hummel einige seiner Werke für ein Quartett aus Klavier, Violine, Flöte und Cello um und sorgten sich dabei auch um die Virtuosität der Transkriptionen. Caroline Balding (Violine), Katy Bircher (Flöte), Andrew Skidmore (Cello) und David Owen Norris (auf einem Broadwood von 1828) haben für Hyperion das ‘Jupiter Project’ aufgenommen: Mozarts C-Dur-Konzert K. 467, arrangiert von Cramer, seine Jupiter-Symphonie, arrangiert von Clementi, und die Ouvertüren zur Zauberflöte und zu Le Nozze di Figaro, beide bearbeitet von Hummel. Auch wenn heute diese Transkriptionen ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr zu erfüllen haben, so sind sie für den Hörer durchaus nicht uninteressant, besonders wenn sie gemäß historischer Aufführungspraxis gespielt werden, wie das in den niveauvollen Aufnahmen dieser CD der Fall ist (Hyperion CDA68234) – ♪♪♪♪
Keine lohnende Mahler-CD
Josef Krips ist gewiss eher als Mozart- und Beethoven-Dirigent in Erinnerung denn als Mahler-Interpret. Nun bringt Cameo Classics eine 1957 live in der Londoner Royal Festival Hall aufgezeichnete Vierte Symphonie des Österreichers auf den Markt. Das ist aber für den Mahler-Freund nicht besonders ergiebig. Der Klang der Aufnahme ist richtig schlecht, das London Symphony nicht besonders gut und die Interpretation von Krips alles andere als spannend. Die Musik wird kaum differenziert und ergründet. Der letzte Satz ist mit einem eher langsamen Tempo recht langweilig und darunter leidet auch die Sopranistin Suzanne Danco. (Camero Classics CC9112) – ♪♪
Ausdrucksvolle Kurtag-Lieder
Die amerikanische Sopranistin Susan Narucki hat mit Donald Berman, Klavier, Curtis Macomber, Geige, Nicholas Tolle, Cimbalom und Kathryn Schulmeister, Kontrabass, eine ganze CD mit Vokalwerken von György Kurtag aufgenommen. Seit 1986 arbeitet sie eng mit dem ungarischen Komponisten zusammen und schreibt im Textheft: « Ich habe mich während einem Großteil meines Lebens in diese Musik versenkt, und sie ist für mein Verständnis von Musik von wesentlicher Bedeutung geworden. Es ist das Herzstück meiner Tätigkeit als Musikerin. » Ihr Album enthält Szenen aus einem Roman op. 19 nach Texten der russischen Dichterin Rimma Dalos, Sieben Lieder, Requiem für den Geliebten op. 26, Erinnerung an einen Winterabend op. 8, Drei Alte Inschriften op. 25, S.K.-Erinnerungsgeräusch sowie die Attila Jozsef-Fragmente op. 20. Die Interpretationen sind stimmlich wie instrumental ausdrucksvoll und intensiv, wobei Narucki mit einem wunderbaren Reichtum an Farben und Schattierungen aufwartet. Von Nachteil ist, dass die Zyklen immer in einem Track angeboten werden und das Suchen einzelner Lieder dadurch erschwert wird. (Avie 2408) – ♪♪♪♪