Reizvolle Gitarrenmusik
Freunde von Gitarrenmusik werden eine neue CD von Naxos mögen, auf der neben dem 1970 von Alexandre Lagoya uraufgeführten Concertino für Gitarre und kleines Ortchester des Schweizer Komponisten Hans Haug (1900-1967) auch das (auf dem Cover nicht erwähnte) Gitarrenquintett des Italieners Mario Castelnuovo-Tedesco zu hören ist. Haugs raffiniert gemachte Komposition kann man als neoklassisch bezeichnen. Sie enthält einschmeichelnde Melodien mit starken Stimmungen. Nicht weniger attraktiv ist Castelnuovos melodisch reizvolles Quintett. Beide Werke werden von der Gitarristin Marisa Minder, Il Piccolo Orchestra und dem Basel Philharmonic Quintet in exzellenten Interpretationen vorgelegt. (Naxos 8.551426) – ♪♪♪♪
Französisches Programm ohne französisches Raffinement
Ein höchst attraktives Programm mit Ouvertüren aus dem immer noch unterbelichteten Repertoire der französischen Opéra Comique spielt das ORF-Radio-Symphonieorchester Wien unter Michael Halasz bei Naxos.Das Programm begreift Ouvertüren von Gounod (La Nonne sanglante), Halévy (Les Mousquetaires de la Reine), Delibes (Le Roi l’a dit), Hérold (Zampa), Méhul (Joseph + Héléna), Lecocq (La Petite Mariée) Maillart (Les Dragons de Villars), Boieldieu (La Calife de Bagdad), Offenbach (Le Mariage aux Lanternes). Die Interpretationen sind vital und farbig, aber es fehlt ihnen an Raffinement und typisch französischer Leichtigkeit wie sie Neeme Järvi oder insbesondere Jean Martinon in ähnlichen Programmen so bezaubernd zu Gehör gebracht haben. (Naxos 8.574122) – ♪♪♪
Unterhaltsame Städtetour
Mit Musik aus Chaplin-Filmen beginnt die Geigerin Lisa Bathiasvili eine Reise durch diverse Städte, zu denen sie eine besondere Beziehung hat. Es folgen so verschiedene Stücke wie jene von J.S. Bach, Johann Strauss, Antonin Dvorak, Ennio Morricone, Michel Legrand und Astor Piazzolla. Alle Tracks wurden eigens für die Aufnahme arrangiert. Zu den musikalischen Partnern der Geigerin zählen u.a. der Gitarrist, Milos Karadaglic, der Trompeter Till Brönner und der Cellist Maximilian Hornung. Das oft melancholisch-sentimentale, manchmal etwas pathetische oder auch swingende Programm ist letztlich, obwohl mit Raffinement gemacht, etwas inkohärent, aber im Großen und Ganzen unterhaltsam. (Deutsche Grammophon 00289 483 8586D) – ♪♪♪♪
Italienische Werke für Bläserquintett
Incroci Musicali nennt sich eine CD von Da Vinci, auf der das Bläserquintett Quintetto Anemos Werke von Alfredo Casella, Denes Agay, Salvatore di Stefano, Ferenc Farkas, Alessio Elia und Marco Lombardi spielt. Es sind teils avantgardistische, gemäßigt moderne oder minimalistische, teils neoklassische Stücke, die oft von dem exzellenten Ensemble höchste Virtuosität, aber auch atmosphärisch dichte Gestaltungen erfordern. Das Programm ist jedenfalls abwechslungsreich und begeistert durch das herausragende Spiel des Quintetts (Da Vinci Records 7.46160910659) – ♪♪♪♪♪
Luisi mit Wagner-Vorspielen
Orchesterstücke von Richard Wagner spielt das Philharmonia Zürich unter Fabio Luisi, darunter Stücke aus Parsifal, Götterdämmerung, Die Walküre, Die Meistersinger von Nürnberg, Tristan und Isolde, Lohengrin, Tannhäuser, Das Liebesverbot, Rienzi und Die Feen. Die Interpretationen sind meistens bloß routiniert, manchmal langweilig und können mit den opulent-sensuellen Interpretationen anderer Dirigenten und Orchester (u.a. und vor allem Karajan mit den Berliner Philharmonikern) nicht konkurrieren. (philharmonia.rec PHR 01 02) – ♪♪
Luisi mit Verdi-Vorspielen
Ouvertüren, Vorspiele bzw. Ballettmusik aus La Forza del Destino, Aida, Don Carlo, Un Vallo in Maschera, I Vespri Siciliani, La Traviata, Stiffelio, Luisa Miller, La Battaglia di Legnano, Il Corsaro, Macbeth, Giovanna d’Arco, Ernani, Nabucco … dirigiert Fabio Luisi wiederum an der Spitze des Philharmonia Zürich. Und einmal mehr zeigt der Dirigent, dass er zu den Überschätzten gehört. Das ist alles sorgfältig vorbereitet und manchmal klingt es auch richtig gut, aber verglichen mit dem, was Chailly, Muti, Karajan, Abbado und andere mehr aus diesen Stücken herausgeholt haben, fällt das nicht wirklich inspirierte, oft zierliche Dirigieren von Luisi deutlich ab (philharmonia.rec PHR 0109) – ♪♪
Fabio Luisi und Scheherazade
Das dritte Album, das über den Weg des Naxos-Vertriebs jetzt die breite Öffentlichkeit erreicht, ist Rimsky-Korsakovs Scheherazade gewidmet. Das Schöne daran ist das sensuelle Spiel von Bartlomiej Niziol auf der Solovioline. Und auch ansonsten gibt es viel gutes Musizieren vom Orchester, aber der Aufnahme fehlt es im Großen und Ganzen deutlich an Spannung und Atem, an Farben und klanglicher Opulenz. (philharmia.rec 0116) – ♪♪♪
Beethoven mit Hans Rosbaud
Hans Rosbaud dirigiert Beethoven: eine neue Box von SWR Classics enthält alle Symphonien (die Achte sogar zweimal) sowie Ouvertüren, das 5. Klavierkonzert, das Violin- und das Tripelkonzert. Die historischen Aufnahmen aus den späten Fünfziger- und den frühen Sechzigerjahren zeigen einen sehr sorgfältig vorgehenden Dirigenten mit einem ausgeprägten Sinn für Orchesterbalance. Aber wirklich aufhorchen lässt kaum etwas in diesen Aufnahmen. Das Interessanteste daran sind das Violinkonzert mit Ginette Neveu und vor allem das Tripelkonzert mit dem Trio de Trieste. Mit einer Ausnahme (2. Symphonie, Kölner Rundfunkorchester) spielt das Südwestfunk-Orchester Baden-Baden. Die Aufnahmen klingen betagt.