Chopin auf der Harfe
Der russische Harfenist Alexander Boldachev hat für Calliope ein reines Chopin-Programm eingespielt, mit Mazurken, Walzern und Nocturnes.Mit seinem Instrument gibt Boldachev Chopins Musik eine andere Klanglichkeit, ja, eine luxuriöse Extravaganz, ob im Virtuosen oder im Intim-Sanften. Der Harfenist schafft das alles mit Leichtigkeit, als ob es auch gar keine Herausforderung wäre, den Klavierpart auf die Harfe zu übertragen. (Calliope CAL2083) – ♪♪♪♪
Winterreise, sehr apart
‘Winterreise – nach Franz Schubert’ nennt sich eine Produktion von Oehms Classics. Die Schubert-Lieder werden nicht gesungen, sondern gesprochen, und die Stimme des einfühlsamen Erzählers Stefan Hunstein wird umrahmt vom Klang des Saxophons bez. der Bassklarinette (Hugo Siegmeth) sowie der Laute und der Theorbe (Axel Wolf). Diese Paraphrase klingt weniger schräg als erwartet und ist als eine neue und sehr aparte Auseinandersetzung mit den Müller-Texten wie auch der Schubert-Musik künstlerisch ebenso hochwertig wie spannend. (Oehms Classics OC1898) – ♪♪♪♪
Jiddische Lieder
Die Mezzosopranistin Dalia Schaechter hat mit dem Gitarristen Christian von Götz Lieder des jiddischen Komponisten Mordechai Gebirtig (1877-1942) für Ars Produktuion aufgenommen. Gebirtig, der im Krakauer Ghetto auf offener Straße von einem deutschen Soldaten erschossen wurde, hat lebensnahe Lieder über den Alltag, Wiegenlieder, Liebeslieder, aber auch Lieder der Hoffnung geschaffen, die sehr poetisch und stimmungsvoll sind. Sie werden von Dalia Schaechter sehr deklamatorisch und vital dargebracht. Die CD ist für Interessenten der Gattung definitiv eine Entdeckung wert. (Ars Produktion 38578) – ♪♪♪♪
Drei Mozart-Sonaten
Die Lettin Vineta Sareika (Artemis Quartett) hat mit der französischen Pianistin Amandine Savary drei Mozart-Sonaten (KV 376, KV 379, KV 526) aufgenommen. Die Interpretationen leben von einem ständigen Dialog zwischen den beiden Instrumentalistinnen, auch wenn man den Eindruck hat, dass Sareika sich manchmal zu sehr zurückhält, als habe sie Angst mit zu viel Bogen Mozarts filigraner Musik zu schaden. Auf der andern Seite ergibt das oft ein sehr schön intimes Zusammenspiel. Amandine Savarys Spiel zeichnet sich durch einen großen Reichtum an Farben und eine hohe Anschlagskultur aus. Mozart scheint ihr wirklich im Blut zu liegen. (Muso mu-041) – ♪♪♪♪
Bach, konfrontiert mit Neuem
Der deutsche Geiger Niklas Liepe hat für Sony Classical ein Doppelalbum unter dem Titel ‘Bach Reflections’ herausgebracht. Die Basisidee ist nicht neu: Stücke von Bach zeitgenössischen Werken gegenüberzustellen. Das haben andere in anderer Form und vor allem anspruchsvoller gemacht. Leipes Projekt mit der NDR Radiophilharmonie ist nur indirekt als Reflektion zu bezeichnen, da die Reflektionen (u.a. von Eggert, Rudin, Gourzi, Corbett) nicht dem Original, sondern 13 durch Andreas Tarkmann bearbeiteten Nummern aus den Goldbergvariationen gegenüberstehen. Nicht jede Nummer hat ihre Reflektion, und in einem Fall folgen zwei Reflektionen aufeinander. Vor allem aber sind die Concetrto Grosso-Bearbeitungen wie auch die Reflektionen für meinen Geschmack etwas effekthascherisch und vordergründig. Das Ganze riecht sehr nach Populismus. (Sony Classical 19439778303) – ♪♪♪
Russischer Beethoven der alten Schule
Melodiya veröffentlicht den schon mehrmals auch von anderen Labels herausgegebenen Zyklus der Beethoven-Sonaten, den die russische Pianistin Tatiana Nikolayeva (1924-1993) im Jahre 1984 in Moskau live aufgenommen hat. Das ist ein Beethoven gemäß russischer Schule, mit durchgehend gemäßigten Tempi, sehr überlegt gespielt und insgesamt recht kühl und analytisch. Für Kenner interessant sind die oft ungewöhnlichen Phrasierungen und die ungewohnten Akzente der Pianistin. Bemerkenswert ist das gute Remastering der Aufnahmen, die in früheren Edition ziemlich schäbig klangen. (Melodiya MELCD 1002641) – ♪♪♪♪
Wogendes Klangmeer
Das Bremer Barockorchester unter Nestor Fabian Cortes Garzon spielt auf der Arcantus-CD ‘Bach to the Roots!’ die Orchestersuite BWV 1067, das 5. Brandenburgische Konzert und das Violinkonzert BWV1052R. Auffallend sind der üppige Klangreichtum des Ensembles und das kontinuierlich Tänzerische der Musik. Das Klangmeer wogt wie ein Tulpenfeld im Maiwind, elegant und anmutig. (Arcantus ARC20021) – ♪♪♪♪
Einige legendäre Pianisten
Auf 10 CDs hat Orfeo Aufnahmen von ‘Legendary Pianists’ zusammengestellt, mit Geza Anda in Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 sowie dem Zweiten von Brahms (unter Kubelik), Bruno Leonardo Gelber in Beethoven-Variationen, Friedrich Gulda in Schumanns Klavierkonzert und in Beethovens Viertem, Wilhelm Kempff mit Beethovens Klaviersonate Nr. 32 und Schumanns Fantasie op. 17, Oleg Maisenberg in Schubert-Werken (Wandererfantasie D. 760; Klaviersonate D. 784; Allegretto D. 900; Andantino D. 348), Konstantin Lifschitz mit Klavierkonzerten BWV 1052-1058, Carl Seemann mit Mozarts Klavierkonzerte Nr. 14 & 25, Gerhard Oppitz mit Brahms’ Klaviersonate Nr. 3 und den Klavierstücke op. 119 sowie Rudolf Serkin in Beethovens Klavierkonzerte Nr. 3 & 5. Es ist dies, in Wiederveröffentlichungen, ein etwas bunt zusammengewürfeltes Programm mit Pianisten unterschiedlicher Statur. (Orfeo C20007) – ♪♪♪♪