Symphonische Dichtungen, persischer Art
Alexander Rahbari (geb. 1948) hat eine dritte CD unter dem Motto ‘My Mother Persia’ aufgenommen, mit seinen Symphonischen Dichtungen Nr. 9 (Nohe Khan) & 10 (Morshed), wobei Nohe Han eine Transkription des Violinkonzerts für Saxophon ist. Wer die ungewöhnliche Verbindung des persischen Idioms mit dem westlichen Symphonieorchester (Prague Metropolitan Opera Orchestra) erleben will, wird mit Nohe Khan gut bedient. Weshalb sich Morshed eine Symphonische Dichtung nennt, wo doch das Orchester gar nicht mitspielt, ist seltsam. In diesem Stück hört man neben dem Tenor Reza Fakri noch Harfe, Schlagwerk sowie die persischen Instrumente Zurkhaneh und Daf. Wie gesagt: wer auf ganz spezielle Erfahrungen aus ist, sollte zu dieser in dem Sinne wirklich attraktiven CD greifen. (Naxos 8.574208) – ♪♪♪♪
Seltsam: Dalberto spielt Ravel
Michel Dalberto hat für Aparté eine ganze Ravel-CD aufgenommen, mit den Valses Nobles et Sentimentales, der Sonatine, Gaspard de la Nuit und Miroirs. Dalbertos sicherlich sehr persönliche Interpretationen wollen mir nicht gefallen. Sie sind derart recherchiert und eigenartig, dass sie manieriert wirken. Die Valses Nobles et Sentimentales verlieren ihre Noblesse, die Sonatine wirkt zerfahren, Gaspard de la Nuit ist bar aller Phantastik und in den effekthascherisch aufbereiteten Miroirs fehlen jede Spannung und alles Atmosphärische. (Aparté AP225) – ♪
Kein Platz auf dem Olymp
Der Countertenor Mathieu Salama veröffentlicht eine CD bei Klarté. Furioso Barocco nennt sich sein Programm mit Arien von Vivaldi, Händel, Monteverdi, Purcell, Purcell und Frescobaldi. Der Franzose hat eine schöne Höhe und wechselt öfter zur Baritonstimme in diesem Programm, in dem er mich letztlich weder gestalterisch noch stimmlich überzeugen will, nicht zuletzt weil die Stimme doch recht instabil ist. Auf dem Olymp der Countertenöre bekommt er sicherlich keinen Platz. (Klarthe K106) – ♪♪
Sauber, dieser Beethoven
Der komplette Sonaten-Zyklus mit dem russischen Pianisten Konstantin Scherbakov, den Steinway & Sons jetzt zum Beethoven-Jahr veröffentlicht, kann man sehr leicht resümieren: er ist virtuos, flüssig, leicht, extrem klar und prägnant, sehr ausgewogenen zwischen beiden Händen, grosso modo aber vor allem dynamisch und temperamentvoll. Wirklich spannende Passagen sind eher selten, aber es gibt sie, und dann wirkt der Pianist plötzlich auch sehr persönlich. Manche dynamischen und farblichen Abtönungen sind von unvergleichlichem Raffinement, andere wirken allzu recherchiert. Die poetischen Momente fehlen auch nicht, genauso wenig die reflektiven, aber gleichzeitig ist alles doch sehr durchdacht und kontrolliert, im Gefühlsbereich zurückhaltend. Mithin ist dies der ‘sauberste’ Beethoven-Zyklus des Jahres, aber weder gegen aktuelle (Giltburg) oder frühere (Korstick, Brendel) kann er mithalten. (Steinway & Sons 30150) – ♪♪♪
Poetisch, fürwahr
Antonin Dvoraks Poetische Stimmungsbilder op. 85 spielt Elena Bashkirova bei CAvi. Es ist einer der schönsten romantischen Klavierzyklen. Der sehr sinnlich spielenden Pianistin gelingen wunderbar perlende Klangbilder diverser Stimmungen, kristallklar und mit großartiger, weitgestreckter Dynamik. Eine spannende und letztlich wunderschön feinsinnige und poetische CD! (CAvi 8553113) – ♪♪♪♪
Entspannter Schubert aus Cleveland
Das Cleveland Orchestra veröffentlicht auf seinem Hauslabel Schuberts Neunte und Kreneks Static and Ecstatic op. 214. Franz Welser-Möst dirigiert die große C-Dur-Symphonie sehr entspannt, sehr melodisch und warmherzig, mit gemäßigtem Tempo, eigentlich sehr wienerisch-klassisch. Neues hat der Dirigent nichts zu sagen, und wenn es etwas an dieser Aufnahme zu bewundern gibt, dann das ausgewogene und wirklich hervorragende Spiel des Orchesters. Ernst Kreneks Werk Statisch und ekstatisch hat zehn kurzen Sätze. Einige sind streng seriell (statisch), andere als freie Fantasien komponiert (ekstatisch). Das Cleveland Orchestra liefert davon eine sehr ausgefeilte Interpretation. (SACD Cleveland Orchestra and Musical Arts Association TCO 0002) – – ♪♪♪♪