Diese Produktion von ‘Le Nozze di Figaro’ wurde 1999 beim ‘Mozartfest’ der Staatsoper ‘Unter den Linden’ in Berlin mit einer Besetzung aufgezeichnet, die Qualität versprach. Also könnte alles perfekt sein, ist es jedoch nicht. Das Sprichwort ‘Weniger ist mehr’ gilt hier nicht. Die mehr oder weniger zeitgemäßen Kostüme sind einfach, aber auch irgendwie lieb- und einfallslos. Das Bühnenbild ist ebenfalls minimalistisch, weitgehend traditionell, aber mit einigen Elementen unserer Zeit. Das Regiekonzept wirkt eher konfus. Was macht die Gräfin Almaviva in einem Kleid des 18. Jahrhunderts mit einem Vogue-Magazin in der Hand? Solche Elemente stören und lenken ab. Die handelnden Figuren scheinen in der Regie eher zweitrangig zu sein, den Regisseur interessieren nur absurde Verhaltensweisen.
René Pape singt einen großartigen Figaro, Dorothea Röschmann ist eine exquisite Susanna, Patricia Risley ein guter Cherubino und Emily Magee ist eine bezaubernde Gräfin. Roman Trekel scheint auch stimmlich unter der Regieführung zu leiden. Da auch Barenboims Dirigat nur Lob verdient, ist die musikalische Seite der Aufführung aber weitgehend untadelig. Bild und Ton sind erstklassig.
Wegen der Regie aber würde ich rezentere Produktionen vorziehen, beispielsweise die Blu-ray Opus Arte OA BD7118 D mit dem ‘Glyndebourne Chorus’, dem ‘Orchestra of the Age of Enlightenment’ und Robin Ticciati oder die DVD Arthaus Musik 101 589 mit dem Ensemble der Mailänder Scala und Diana Damrau sowie Ildebrando d’Arcangelo.