Ian Bostridge vervollständigt seine Pentatone-Trilogie von Schubert-Liederzyklen mit dem Schwanengesang sowie Einsamkeit D. 620. Mehr noch als in den anderen Zyklen wird er mit diesen Interpretationen das Publikum zweiteilen, in die, die ihn für die manierierte Darstellung hassen werden, und die, die bereit sind, den ungewöhnlichen Weg mit ihm zu gehen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Bostridge immer mehr darum geht, anders zu sein, anders zu singen. Seine schonungslose Art, die Texte ironisch-grotesk zu verzerren, ist höchst gewöhnungsbedürftig, aber nicht uninteressant. Diesmal hat er mit dem kürzlich viel zu jung verstorbenen Lars Vogt einen Pianisten als Begleiter, der seinen Weg mehr als nur hundertprozentig mitgeht und den Klavierpart dynamisch und farblich gewaltig aufrüttelt, dass die Funken nur so stieben.
Bostridges Überakzentuierungen, seine dynamischen Eskapaden, seine neuartigen und provozierend wirkenden Phrasierungen, all das kann man nur akzeptieren, wenn man den Zyklus kennt und die Bostridge-Vogt-Darbietung einordnen kann. Also: Eine CD für Kenner. Uneingeweihte würden von der Musik einen falschen, allzu alternativen Eindruck bekommen.
Ian Bostridge completes his Pentatone trilogy of Schubert song cycles with Schwanengesang as well as Einsamkeit D. 620. Even more than in the other cycles, he will divide audiences with these interpretations, into those who will hate him for the mannered performance and those who are willing to walk the unusual path with him. I can’t help feeling that Bostridge is increasingly concerned with being different, with singing differently. His relentless way of distorting the lyrics in an ironic-grotesque way takes a lot of getting used to, but is not uninteresting. This time he has with the recently much too young deceased Lars Vogt a pianist as an accompanist who goes his way more than one hundred percent and shakes up the piano part dynamically and colorfully that the sparks just fly.
Bostridge’s over-accentuations, his dynamic escapades, his novel and provocative phrasings, all this can only be accepted if one knows the cycle and can compare the Bostridge-Vogt performance with more normal interpretations. So: this is a CD for connoisseurs. The uninitiated would get a wrong, too alternative impression of the music.