Die Meisterschaft eines Komponisten zeigt sich gerade auch unter einengenden Umständen. Bei Haydn trifft das auf die hier vorgestellte Komposition zu, die zur Aufführung in Cadiz während der Fastenzeit gedacht war. Aus der Vorgabe, für die sieben letzten Worte von Jesus am Kreuz meditative Musik zu setzen, ergab sich die Notwendigkeit, sieben langsame Sätze aneinander zu reihen. Haydn gelang es genial, dieses rein instrumentale Oratorium zusammen mit einer Einleitung und dem abschließenden Erdbeben zu vertonen. Dass er jeden Eindruck von Langeweile vermeiden konnte, gelang ihm, indem er mit Wechseln in der Besetzung und den Tonarten und leichten, aber prägenden Tempounterschieden agierte.
Wegen dieser Vielseitigkeit in der Verarbeitung gebührt der ursprünglichen Orchesterfassung besondere Beachtung. Das Ensemble Resonanz legt unter der Leitung von Riccardo Minasi nun diese Version vor. Dabei gelingt dem Orchester mit dem Projektdirigenten die Kunst, Musik des 18. Jahrhunderts mit modernen Instrumenten zu spielen und trotzdem einen historisierenden Klang zu erzeugen. Wobei hinzukommende Bläser zumindest teilweise, wie die Hörner, älterer Bauart sind.
Den Beteiligten gelingt es so überzeugend, die Musik die Worte vergessen zu lassen bzw. sie eben mit der Musik auch ohne Sprache auszudrücken, dass diese in Hamburg ansässigen Musiker eine außergewöhnliche Präsentation des Werkes eingespielt haben. Farben und Klänge ebenso wie Spannung aus der Artikulation machen diese Darstellung meisterhaft.
Die in einer modernen Kirche eingefangene Aufnahme liefert dazu einen mit angenehm temperiertem Nachhall versehen Klang, der das Ergebnis abrundet.
Ob man dem Beiheft folgen möchte und in dieser groß besetzten Version die eindringlichste und anrührendste sieht, mag man hinterfragen. Denn eine innig kammermusikalisch gespielte Lesart der von Haydn erstellten Quartettfassung, wie wir sie beispielsweise vor fünfzehn Jahren mit dem Lindsay String Quartet in der Kirche Peter und Paul in Echternach, Luxemburg, erlebten, ‘übertrumpft’, auch wenn das Wort hier den Sinn verkehrt, diese effektvolle und farbenreiche Besetzung um ein Vielfaches, wenn man darauf abstellt, dass gerade diese Musik der Kontemplation nach den Betrachtungen des Priesters im Gottesdienst dienen soll. Nimmt man die Musik eher abstrakt, wie es vielleicht die meisten Hörer der CD tun werden, dann ist die orchestrale Aussetzung der Partitur mitreißend.
Combining seven slow movements, The Last Seven Words of Christ on the Cross by Joseph Haydn is a singular work, o which Ensemble Resonanz and conductor Riccardo Minasi play the initial orchestral version in a finely nuanced and overall exciting performance.