In den meisten gut sortierten Opernführern ist von Gaspare Spontinis ‘Olimpie’ kein Sterbenswörtchen zu finden. Und wenn irgendwo etwas steht, dann nur Negatives, so etwa bei Rudolf Bauer, der meint, alle Mühe wäre vertan, um eine Renaissance des einst in Paris erfolgreichen Italieners zu versuchen. ‘Olimpie’ habe vielleicht mit bombastischem Prunk den Repräsentationsgelüsten Napoleons genügen können, ein anspruchsvolles Opernpublikum müsse aber die ‘Hohlheit’ der Oper erkennen.
Wenn man sich die Neuaufnahme von ‘Bru Zane’ anhört, wird offensichtlich, dass Dirigent Jérémie Rhorer mit phänomenalem Impetus alles daran setzt, um den Prunk zu begrenzen und die Musik feurig werden zu lassen.
‘Olimpie’ ist eine ‘Tragédie-lyrique’, deren Libretto auf Voltaires Schauspiel ‘Olimpie’ von 1761 basiert. Das Werk wurde 1819 an der Pariser Oper uraufgeführt.Antigone, König von Griechenland, und Cassandre, König von Makedonien, sind in den Mord an Alexander dem Großen verwickelt. Sie waren Gegner im Krieg, sind jedoch inzwischen bereit, Frieden untereinander zu schließen. Allerdings stellt die Sklavin Aménais ein neues Hindernis für den Frieden dar, denn beide Könige begehren sie zur Frau. Aménais ist aber die unerkannte Tochter Alexanders des Großen, Olimpie…
Spontini überarbeitete seine Oper mehrmals, und Rhorer hat für diese Produktion die dritte Fassung von 1826 ausgewählt. Er eilt zügig durch die Partitur, deren Orchestration er zudem so leicht und transparent wie möglich werden lässt, ohne den dramatischen Charakter zu verringern. In den Arien und kleineren Ensembleszenen wird durchaus gefühlvoll musiziert, während die klanglich opulenten großen Ensembles schon beeindruckend sind.
‘Le Cercle de l’Harmonie’ und der ‘Flämische Radiochor’ liefern die exzellent dargebotene Basis für die Solisten, unter denen Karina Gauvin mit guter Stimme und emotionalem Gesang für sich einnimmt.
Sehr involviert und stimmlich ebenfalls sehr gut ist der Tenor Mathias Vidal als Cassandre. Auch der Bass Josef Wagner kann ebenso gefallen wie die Sänger der Nebenrollen.
Nach gut zwei Stunden hoch intensiven Operngeschehens kann man das Gehörte wegen seiner hohen musikalischen Qualität bewundern und sich gleichzeitig die Frage stellen, ob die Partitur genügend Attraktives enthält, um den Sprung ins Repertoire zu schaffen. Ohne Bauer vollauf Recht geben zu wollen, glaube ich eher nicht. Dennoch ist diese CD-Veröffentlichung wichtig und für Opernfreunde durchaus empfehlenswert.