Unterhaltung kann ebenso substanzloser Müll sein wie anspruchsvoll. Das Schlimme ist, dass man Leute, die kontinuierlicher Trash-Unterhaltung ausgesetzt sind, das Publikum vieler privater Fernsehsender etwa, an ihrer Ausdrucksweise erkennt, so sehr ist Trash persönlichkeitsbestimmend. Gottseidank gibt es auch Unterhaltung mit Niveau, und wenn der Kommerztrash auch nicht vor der Klassik Halt macht, so zeigte das Ensemble Esperanza gestern Abend beim Olive Classic Festival auf der Insel Pag, dass ein Konzert unterhaltsam und zugleich raffiniert sein kann. Remy Franck berichtet.
Ein buntes, farbiges Programm erwartete die Zuhörer am gestrigen 4. August, anspruchsvoll aufbereitet vom Ensemble Esperanza. Der Abend begann mit einigen Miniaturen des armenischen Priesters, Komponisten und Musikethnologen Komitas (1869-1935), die von Esperanza mit fein nuanciertem Klang sehr tänzerisch gespielt wurden.
Es folgten die Three Pieces for String Orchestra von Victor Herbert (1859-1924). Herbert hatte eine besonders glückliche Hand in der gehobenen Unterhaltungsmusik, und die Drei Stücke, die man schon allzu oft in banalen Interpretationen gehört hat, wurden von Esperanza mit unbestreitbarem Charme veredelt.
Mit drei Stücken von Daniel Schnyder (*1961), Purple Haze Variations, Greensleeves Variations und Variations for Sympathy for The Devil machte Esperanza einen Ausflug in die Moderne, die jugendliche Frische mit einer ausgereiften Musikalität verband.
Gustav Holsts fantasievolle St Paul’s Suite erlaubte es Esperanza, verschiedene Ausdrucksformen wiederum sehr tänzerisch zur Wirkung zu bringen. Das Ensemble zeigte, wie kollektiv es agiert, um Empfindungen mit dem Publikum zu teilen. Das ist eine seiner Stärken, wie man sie in dem Maß bei sehr wenigen Ensembles dieser Art findet, weil Spielfreude, Charme oder auch Zärtlichkeit und ausdrucksvolle Ruhe kollektiv empfunden werden. Dass gerade in den leiseren Stücken eine emotionelle Klangsubstanz erhalten bleibt, zeigt die Weltklasse des Ensembles, das sich an diesem Abend mit Leroy Andersons Jazz Suite verabschiedete.
Anderson beschrieb seine Musik als « Konzertmusik mit Pop-Qualität ». Seine Partituren sind akribisch geformt und sehr kompliziert, mit charakteristischen Effekten, wie etwa der Verwendung einer Schreibmaschine in einem seiner bekanntesten Stücke, The Typewriter, in dem Andreas Domjanic mit humorvollem Gespür das ‘Soloinstrument’ spielte. Deliziös! Aber auch die übrigen Stücke, Fiddle-Faddle, Blue Tango und Jazz Pizzicato wurden hinreißend dargeboten, so dass das Publikum am Ende beglückt den wunderbaren Konzertort verließ, wo der Mond dunkelrot über der Adria leuchtete.