Die Artists in Residence des diesjährigen Festivals Olive Classic auf der Sonneninsel Pag in Kroatien, der Pianist Dmytro Choni und der Fagottist Matko Smolcic, gestalteten das Programm des gestrigen Konzerts. Remy Franck berichtet.
Michail Glinkas Trio Pathétique eröffnete das Programm. Es ist ein Frühwerk, das sich stark vom Rest von Glinkas Werken unterscheidet. 1829 war der Komponist erkrankt, und sein Arzt riet ihm zu einem Orts- und Klimawechsel. Er ging nach Italien, wo er mit Donizetti und Bellini zusammenarbeitete, die er sehr bewunderte. Er perfektionierte sich auch am Mailänder Konservatorium. In dieser Situation entstand dieses Trio im Jahre 1832, als Glinka 28 war. Das romantische Werk trägt auf dem Manuskript das Motto « Ich habe die Liebe nur durch den Schmerz erkannt, den sie verursacht. »
Tetiana Lutsyk, Violine, Matko Smolcic, Fagott, und Dmytro Choni, Klavier, zeigten die schmerzlichen wie auch die liebevollen Erinnerungen in einer sonoren und leidenschaftlichen Interpretation. In einer so attraktiven Aufführung wie dieser wird deutlich, wie schade es ist, dass diese Komposition so schändlich vernachlässigt wird.
Danach spielte Dmytro Choni Franz Liszts ‘Après une lecture du Dante’. Ich hatte den Pianisten schon in Bad Ragaz in diesem Werk gehört, und diese Interpretation in Lun war nicht weniger beeindruckend. Sie war aus einem Guss, technisch von stupender Klarheit, spannungsgeladen und streckendweise direkt ekstatisch.
Mit packender Konzentration wurde das Werk in einer hinreißend kohärenten Darstellung als emotionale Achterbahnfahrt dargeboten. In der schwülen Atmosphäre tropfte dem total implizierten Choni der Schweiß von der Stirn, und über ihm bot sich dem Publikum eine direkt magische Vision: War der Mond schon bei Glinka hin und wieder von Wolken verdeckt, verscwand er bei Liszt quasi komplett und hellte sich nur im langsamen Mittelteil synchron mit der Musik auf, wenn Chonis Spiel mit Glöckchenseligkeit fast ätherisch wurde.
Johann Friedrich Fasch (1688-1758) gilt als ein bedeutender deutscher Instrumentalkomponist der Bachzeit und wurde auch von Johann Sebastian Bach sehr geschätzt. Bei Olive Classic interpretierten Matko Smolcic, Fagott, und Polina Sasko, Klavier, seine Fagottsonate temperamentvoll, mit feinster Phrasierung und einer flexiblen Artikulierung, ohne Schärfen und Härten. Das war ein engagiertes und erfülltes Musizieren und zeigte Smolcic als singulär rhetorischen Musiker auf der Höhe seiner Kunst.
Der Mond stand nach Liszt auch wieder klar und strahlend über dem Amphitheater und das sollte für den unbeschwerten restlichen Teil des Konzerts auch so bleiben. Dmytro Choni und Polina Sasko lieferten vierhändig brillante Interpretationen von Antonín Dvoraks Slawischen Tänzen Nr. 8, op. 46 und Nr. 2, op. 72, und das Konzert endete mit einer schwungvollen Interpretation des Rondo all’Ongarese aus Haydns Trio op. 82/2 mit Tetiana Lutsyk, Violine, Matko Smolcic, Fagott, und Dmytro Choni, Klavier.