Das extremistische Regietheater fordert weiterhin Opfer. Das Opernhaus Zürich teilte jetzt mit, dass der englische Dirigent Robin Ticciati die Neuproduktion von Mozarts ‘Don Giovanni“ nach der zweiten Vorstellung verlassen hat und keine weitere Vorstellung mehr dirigieren wird. Als Grund für seinen Ausstieg erklärte Robin Ticciati gegenüber dem Opernhaus, nicht zu der Produktion stehen zu können, in der der deutsche Regisseur Sebastian Baumgarten Regie führt. Fabio Luisi, der Generalmusikdirektor des Opernhauses Zürich, hat sich bereit erklärt, die weiteren Vorstellungen zu dirigieren.
Die Intendanz des Opernhauses kritisiert Ticciati, weil er aus einer Produktion aussteige, « …die er in sechswöchiger, intensiver Probenzeit – mitunter skeptisch, aber immer konstruktiv – gemeinsam mit den Sängern, dem Orchester und dem Regisseur erarbeitet hat. Wir können nicht verstehen, warum er diese Entscheidung, wenn sie denn für ihn künstlerisch unumgänglich war, nicht bereits während des Probenprozesses getroffen hat… »
Was Intendant Homoki nicht versteht, liegt auf der Hand: Ticciati hatte es nach zwei Vorstellungen satt, vom aufgebrachten Publikum mit der Musik in den Sog der Ablehnung gerissen zu werden.
So schrieb der Rezensent von ‘Oper aktuell’: « Der Dirigent wurde beim Schlussapplaus in den Strudel der Ablehnung mit hineingerissen, einer Ablehnung der Inszenierung von Sebastian Baumgarten, die mit schon beinahe einhelliger Vehemenz erfolgte. Selbst der Beifall für die zum Teil außerordentlich guten Sängerleistungen blieb ungewohnt kurz. »
Baumgarten hat die Handlung in eine evangelikale Sekte von radikalen Sauberkeitsfanatikern verlegt, in der Don Giovanni als Außenseiter die Sektenmitglieder gegen sich aufbringt. Baumgarten zeigt ihn als abstoßenden Menschen, der in immer neuen Verwandlungen und Verkleidungen « blutige Spuren hinterlässt », wie ‘Oper aktuell’ schreibt, « …auf dem Busen Donna Annas, auf dem Po Elviras, zwischen den Schenkeln der von ihm in einer sadistischen Orgie entjungferten Zerlina. »