Das Märchen ‘Vom Fischer und seiner Frau’ von den Gebrüdern Grimm in der niederdeutschen Fassung von Philipp Otto Runge hat seine Entstehung als Musikwe rk Othmar Schoecks dem Mäzen Werner Reinhart und dem Musikkollegium Winterthur zu verdanken. Nunmehr wird es erstmals eingespielt vorgelegt, eben in der plattdeutschen Version, nicht in der ebenfalls vom Komponisten geschaffenen hochdeutschen.
Das Märchen vom armen Fischer, der einen als Butt verwandelten Prinzen fängt und wieder frei lässt, hat Schoeck musikalisch aus der Spannung entwickelt, dass Ilsebill, die Frau des Fischers, immer neue Wünsche nach Besitz und vor allem Stellung bis hin zur Gottwerdung fordert, die der Butt alle bis auf den letzten Wunsch erfüllt bzw. diesen ins Gegenteil kehrt, so dass am Ende die Anfangssituation wieder eintritt.
Musikalisch baut Schoeck das in eine Variationsstruktur, die die immer schwieriger werdende Lage mit immer komplizierteren musikalischen Strukturen begleitet, bis das ruhige Thema des Meeres zurückkehrt. Dazwischen hat er quasi eine Promenade gefügt, in der der Fischer jeweils überlegt, wie er dem Butt den neuen Wunsch nahebringen kann. Schoeck selber hat das Werk sowohl auf der Opernbühne als auch im Konzertsaal gesehen.
Mit Rachel Harnisch und Jörg Dürmüller haben zwei einheimische Sänger sozusagen die lokalen Rollen übernommen, während der verzauberte Prinz als Butt mit Jordan Shanahan sozusagen aus Hawaii herbeigeschwommen kam. Ihre technisch makellose Interpretation kann das Niederdeutsche zumeist ordentlich vermitteln. Im Beiheft lässt sich der Text in beiden Versionen des Deutschen verfolgen.
Das Orchester unter der Leitung von Mario Venzago wird der Partitur und den Aufwallungen mit Geschick gerecht, so dass diese Aufnahme eine überfällige Vervollständigung des Werks dieses schweizerischen Komponisten darstellt, wenn man sich auch eine Ergänzung diese gerade einmal halbstündigen Opus mit einem weiteren Werk hätte vorstellen können.