Seit 2017 spielen die vier Stimmführer der Staatskapelle Berlin im Quartett zusammen. Für ihr erstes Album haben sie sich Werke von Komponisten ausgesucht, die auch für ihre Opern bekannt sind. Die Quartette von Verdi und Tchaikovsky greifen Ideale von Schönheit und perfekter, also viersätziger Form. Puccinis Crisantemi, inspiriert von den Blüten der Chrysanthemen, die bei italienischen Begräbniszeremonien verwendet werden, ist dagegen in einem Satz komprimiert.
Von Anfang an bemerkt man die direkte und zweifelsfreie Direktheit im Zugriff auf die Werke. Da sind gestandene Musiker aktiv, die es gewohnt sind, ihr Spiel an die Gruppe zu vermitteln. Damit verbunden ist auch die makellose und überzeugende Beherrschung von Instrument und Textur der Werke. Sie führt zu außerordentlich klaren Formulierungen der musikalischen Strukturen. Da weiß man sofort, wo man herkommt, wo man ist und wo es hingeht. Verbunden wird dieser Ansatz mit der weidlichen Nutzung von stilistischen Mitteln zur Formung des musikalischen Ausdrucks.
Vielleicht ist gerade diese ausgereifte Gerichtetheit und Sicherheit aber das Haar in der delikaten Suppe. Irgendwie fehlt mir das Gefühl im Spiel. Ohne überpointiert oder abgezirkelt zu klingen, wirkt das Spiel trotzdem durchdacht und damit etwas spröde. Wer eine solche Deutung bevorzugt, denn gerade bei einem von der Oper inspirierten Programm kann es gerne auch ins Kitschige umschlagen, wird mit dieser sachlicheren Sicht glücklich. Könnte es sein, dass die Arbeit mit Orchester und Generalmusikdirektor einen unbewussten Einfluss hatten?
The four principals of the Staatskapelle Berlin have been playing together as a quartet since 2017. For their first album, they have chosen works by composers who are also known for their operas. The quartets of Verdi and Tchaikovsky take up ideals of beauty and perfect, that is, four-movement form. Puccini’s Crisantemi, inspired by the flowers of chrysanthemums used in Italian funeral ceremonies, on the other hand, is compressed into one movement.
From the very beginning, one notices the directness, without doubt, in the approach to the works. There are experienced musicians at work who are used to conveying their playing to the group. Connected to this is the flawless and convincing mastery of the instrument and texture of the works. It leads to extraordinarily clear formulations of the musical structures. One knows immediately where one is coming from, where one is, and where one is going. This approach is combined with the abundant use of stylistic means to shape the musical expression.
But perhaps it is precisely this mature directionality and certainty that is brings fly in the ointment. Somehow I miss the feeling in the playing. Without sounding over-pointed or circumscribed, the playing nevertheless seems well thought out and thus somewhat brittle. Those who prefer such an interpretation, because especially in a program inspired by opera it can easily turn into kitsch, will be happy with this more objective view. Could it be that working with the orchestra and general music director had a subconscious influence?