Im Moment wird der CD-Markt von neuen Bach-Aufnahmen und neuen, jungen Interpreten aller Gattungen geradezu überflutet. Chandos versucht es mit dem unkonventionellen Italiener Federico Colli, dessen Scarlatti-Einspielung für mich Referenzcharakter besitzt. Auch Bach gelingt dem italienischen Pianisten sehr gut. Recht virtuos und frech geht er zur Sache. Aber weder in der Partita Nr. 4 BWV828 noch in dem Italienischen Konzert BWV 971 kann sich Colli von anderen hervorragenden Pianisten tatsächlich absetzen. Bei der Chaconne in der Bearbeitung von Busoni wird man zwar hellhörig, aber ein wirkliches Aha-Erlebnis bleibt aus. Trotzdem wäre es falsch, diesen äußerst talentierten Pianisten zu übersehen, denn auch ein einfach gut gespielter Bach darf gelobt werden.
Leider ist es der Konkurrenz und unserem Zeitgeist zuzuschreiben, dass Hörer und auch Rezensenten immer auf der Suche nach dem Besonderen mit dem gewissen Etwas sind. Und leider ist es so, dass sich im Endeffekt auf CD, anders wie im Konzert, nur Interpretationen durchsetzen, die durch ihre Individualität überzeugen. Dennoch ist Federico Colli ein Pianist und Künstler, den man im Auge behalten soll.