Bruckner gehört zu den Komponisten, mit denen sich Daniel Barenboim schon lange auseinandersetzt, und wenn sein erster Zyklus, vor 30 Jahren mit dem ‘Chicago Symphony Orchestra’ aufgenommen, noch nicht jene Souveränität hatte, die seine heutigen Interpretationen prägt, so war damals im Kern vieles von dem enthalten, was man heute hört: ein optimal strukturierter, ständig pulsierender Bruckner, aus gesamtarchitektonischem Denken heraus erwachsend und nicht bloß aus Einzelteilen zusammengesetzt. Auch wenn Barenboim den Keller baut, denkt er schon ans Dach und er macht das so engagiert und tiefschürfend, dass auch der emotionale Gehalt der Musik nicht zu kurz kommt. Seine Tempi sind zupackend, aber immer noch im Bereich der Normalität, sodass sie die Kraft der Sonorität und die Spannung der Musik nie in Gefahr bringen.
In der monumentalen Fünften gibt es keinen Platz für Weihrauch, für vergeistigtes Schwärmen, aber eine dezidierte Kraft, die Bruckners Klangphantasie und seine kühne Kontrapunktik in organischem Sound zu Gehör bringen. Der Zuhörer hat den Eindruck, einer Entwicklung beizuwohnen, die vom Urkeim aus dem grandiosen Finale zustrebt. Und das ist ein erregendes Erlebnis, was auch den nicht enden wollenden Jubel nach der Aufführung in der Berliner Philharmonie erklärt.
Barenboim’s profound knowledge about Bruckner’s music allows the maestro to build the edifice with sovereignty and to get from his excellent Staatskapelle a tremendously rich and brilliant sound.