Mussorgskys ‘Bilder einer Ausstellung’ in der Orchestrierung von Maurice Ravel sind eine der besten Interpretationen, die ich in den letzten zwei oder drei Jahren von Gergiev gehört habe. Der Dirigent nimmt sich Zeit, um die einzelnen Bilder möglichst farbig und detailreich zu gestalten. Das Mariinsky Orchester ist ihm dabei ein herausragend gutes und williges Instrument und erlaubt es ihm, die klanglichen Möglichkeiten von Ravels genialer Orchestrierung voll auszunutzen.
Höhepunkte sind ein ungemein stimmungsstarkes, melancholisch-nostalgisches ‘Vecchio castello’ und ein recht langsam dirigiertes, aber sehr elegantes Tuilerien-Bild. Großartig ist auch die orchestrale Opulenz des ‘Bydlo’. Das einzige Stück, wo Gergiev das Orchester zu einer atemlosen Virtuosität antreibt (und mit singt) ist der ‘Markt von Limoges’.
Die Tristesse und die endlose Verlassenheit der ‘Katakomben’ sind im Kontrast umso drastischer. Grandios ist auch die kalte Lust, mit der er die ‘Baba Yaga’ hämisch grinsend durch die Lüfte fliegen lässt. Das ist ein perfekt geschnittener musikalischer Film, der in ein pompös-theatralisches, wunderbar effektvolles und grandioses Bild vom ‘Großen Tor’ in Kiev mündet.
An der Interpretation der von Shostakovich orchestrierten ‘Lieder und Tänze des Todes’ werden sich die Geister scheiden, und ich werde niemandem ein Fehlurteil vorwerfen, der mit der sentimental-opernhaften Gestaltung Ferruccio Furlanettos nichts anfangen kann. Ich für meinen Teil finde es nicht uninteressant, eine solchen gefühlsexhibitionistischen Gesang gehört zu haben, weil er zeigt, wie weit das Interpretationsspektrum abgesteckt werden kann, aber ein zweites Mal möchte mich nicht in dieses Grenzgebiet zur Geschmacklosigkeit begeben.
Zum Schluss erklingt ‘Eine Nacht auf dem kahlen Berge’ in Mussorgskys Originalfassung, mit erotoman-musikalischer Klangentfesselung, die im Surroundklang den Zuhörer in einen gigantischen Schallkosmos hüllt.
With a particularly rich and detailed performance of Mussorgsky’s Pictures at an exhibition and a truly opulent Night on the Bald Mountain this SACD is certainly in the black, even when we consider the Songs and Dances of Death being far too sentimental and histrionic.