Klaus Mäkelä, der 26-jährige Chefdirigent der Osloer Philharmoniker, hat alle Sibelius-Symphonien aufgenommen und stellt sich damit natürlich einer enormen Konkurrenz. Die Aufnahmen sind zweifellos gut und durch Mäkeläs persönliche Ideen stellenweise auch interessant. Leider ist das kein übergreifendes Merkmal.
Von einer klanglich opulenten aber letztlich wenig spannenden Ersten gelangt er zu der populärsten der Sibelius-Symphonien, die ebenfalls durch ihren klanglichen Reichtum gefällt, aber trotz einiger recht leidenschaftlicher Passagen und einem sehr stimmungsvollen langsamen Satz kann er das Material nicht so tiefschürfend ergründen wie es andere getan haben, Davis, Bernstein oder Kitajenko.
Gut gefällt mir Mäkeläs temperamentvolle Dritte, die gut pulsiert und auch herrliche Farben zeigt.
Das größte Problem von Mäkelä ist wohl die Überbetonung von Kontrasten und ein Hang zu Lautstärke, wo man sich mehr Zurückhaltung gewünscht hätte. Gerade in der düsteren Vierten ist mir vieles zu prall, zu klangmächtig, zu energetisch und verpasst das Geheimnisvolle der Musik.
Auch die Fünfte ist mir zu reell. Gegenüber Karajans feinem, kristallklaren, aber spannungsvollen, wenn nicht gar fiebrigen Klangzauber sind wir hier weit entfernt. Gewiss es hat auch sehr gute Interpretationen gegeben, die das Mystische der Musik nicht so betonten, aber auf solchen Wegen gefallen mit Sakari, Berglund oder auch der dramaturgisch sicher vorgehende Blomstedt besser.
Die Sechste ist erstaunlich banal und die schwächste Aufnahme im Zyklus.
Die Interpretation der Siebten ist wiederum sehr gut gelungen. Mäkelä arbeitet mit vielen Nuancen und Farbvariationen. Wie etwa Leif Segerstam achtet er in dieser Symphonie nicht nur auf die Details, sondern versteht es auch, sie zu einem symphonischen Ganzen zusammenzuschweißen. Segerstams Klangraffinement erreicht er dennoch nicht.
Aufs Ganze gesehen, ist Mäkeläs Zyklus weit davon entfernt, neben jenen von Colin Davis, Leonard Bernstein, Herbert von Karajan, Petri Sakari oder Osmo Vänskä zu bestehen. Mir scheint, als sei der junge Finne noch nicht reif genug für die Musik seines Landsmanns.
Klaus Mäkelä, the 26-year-old principal conductor of the Oslo Philharmonic, has recorded all of the Sibelius symphonies and, of course, faces enormous competition. The recordings are undoubtedly good, and Mäkelä’s personal ideas make them interesting in places. Unfortunately, this is not an overarching characteristic.
He moves from one opulent but ultimately unexciting First to the most popular of the Sibelius symphonies, which is also pleasing for its tonal richness, but despite some quite passionate passages and a very atmospheric slow movement, he cannot probe the material as deeply as others have done, Davis, Bernstein or Kitajenko.
I like Mäkelä’s spirited Third, which pulsates well and also shows glorious colors.
Mäkelä’s biggest problem is probably an overemphasis on contrasts and a tendency to loudness where one would have liked more restraint. In the somber Fourth in particular, much is too plump, too sonorous and too energetic for me, and misses the mysteriousness of the music.
The Fifth is also too real for me. Compared to Karajan’s fine, crystal-clear but tense, if not feverish, sonic magic, we are a long way off here. Certainly there have been very good interpretations that did not emphasize the mysticism of the music so much, but on such paths I like Sakari, Berglund or even the dramaturgically confident Blomstedt better.
The Sixth is astonishingly banal and the weakest recording in the cycle.
The interpretation of the Seventh is again very well done. Mäkelä works with many nuances and color variations. Like Leif Segerstam, for example, he not only pays attention to the details in this symphony, but also understands how to weld them together into a symphonic whole. Nevertheless, he does not reach the sound refinement of Segerstam’s recording.
Taken as a whole, Mäkelä’s cycle is far from standing alongside those of Colin Davis, Leonard Bernstein, Herbert von Karajan, Petri Sakari or Osmo Vänskä. It seems to me that the young Finn is not yet mature enough for the music of his compatriot.