Am 24. März startet das Luxemburger öffentlich-rechtliche Radio 100,7 ein reines Klassik-Programm im Internet, Opus 100,7. Remy Franck hat sich mit dem Musikchef des Senders, Luc Boentges unterhalten.

Was hat Sie dazu bewegt, dieses Projekt in Angriff zu nehmen?
Hinter der Gründung von Opus 100,7 stehen zwei Überlegungen. Einerseits hat es mit der Erkenntnis zu tun, dass die Klassik-Szene in Luxemburg sehr aktiv ist.
Motivierte Musiker und Musikerinnen präsentieren regelmäßig spannende Programme, Konzerte werden über das ganze Land verstreut organisiert und auch international erlangt die Szene eine immer größere Aufmerksamkeit. Dies geht Hand in Hand mit einer fortschreitenden Professionalisierung des Sektors. Dieser Dynamik möchte der Média de Service Public 100,7 gerecht werden, indem er der klassischen Musik mit Opus 100,7 ein neues Zuhause bietet.
Andererseits liegt es daran, dass sich die Mission von Radio 100,7 im Laufe seiner Geschichte verändert hat. In der Funktion als öffentlich-rechtlicher Rundfunk möchten wir ein möglichst breites Publikum ansprechen. Auch wenn die klassische Musik seit unseren Anfängen als Kultursender immer präsent war, bedeutete diese Entwicklung, dass ihr weniger Platz im Programm zuteilwurde.
Da wir nun einerseits eine sehr aktive Musikszene haben und andererseits die technischen Möglichkeiten haben, der klassischen Musik eine neue Plattform zu bieten, haben wir uns entschieden, Opus 100,7 zu gründen.

Wie sieht das Programm aus?
In seiner ersten Phase spiegelt Opus 100,7 die Klassiksendungen von Radio 100,7. Dazu gehört das Klassikmagazin Resonanzen, mitsamt seinen Album-Besprechungen und Interviews über aktuelle Projekte, die thematischen Sendungen sowie die Konzert-Mitschnitte und Live-Übertragungen. Zusätzlich bieten wir eine Art Grundversorgung an Nachrichten, Verkehrsmeldungen und Wettervorhersagen.
Zwischen diesen Programmelementen spielen wir klassische Musik, mit einem Fokus auf Produktionen aus Luxemburg, beziehungsweise von Musikern und Musikerinnen mit einer starken Verankerung in der hiesigen Musikszene.

Luc Boentges

Im Internet gibt es ja viele sogenannte Klassikradios. Wie wird sich Ihr Programm davon unterscheiden?
Schon in unserer ersten Phase als Online-Radio bieten wir eine ganze Reihe an exklusiven Inhalten. Zu nennen wären da die Konzertmitschnitte und Interviews. Auch die thematischen Sendungen, wie ‘Das musikalische Pompeji’, über die historische Aufführungspraxis, oder ‘Sequenza’, in der diese Saison Komponistinnen im Mittelpunkt stehen, sind Exklusivitäten.
Darüber hinaus unterscheiden wir uns auch über die Musikprogrammation von anderen Angeboten. Einerseits über die lokale Verankerung – über 20% der Aufnahmen im Programm stammen aus Luxemburg – und andererseits über unseren starken Aktualitätsbezug. Mehr als die Hälfte der Einspielungen sind 2018 oder später entstanden.

Welche Kern-Zielgruppe wollen Sie mit  Sie mit Ihrem Angebot ansprechen?
In erster Linie möchten wir all jene ansprechen, die gerne klassische Musik hören oder sie kennenlernen möchten. Darüber hinaus haben wir ein Zielpublikum auf Basis von Studien aus ganz verschiedenen Ländern definiert. Blendet man Ergebnisse aus, die auf einer nationalen Präferenz fußen – wie zum Beispiel die Vorliebe für heimische Komponisten und Komponistinnen -, stößt man auf immer wiederkehrende Resultate. Zum Beispiel, dass die Hörerschaft klassischer Musik häufig gerne Lesen, dass ihnen eine Balance im Leben wichtig ist, oder dass sie auch ganz allgemein kulturinteressiert sind. Das gleiche gilt für die bevorzugten Epochen und Stile, Komponisten und wichtigen Werte.
All diese Erkenntnisse hatten einen Einfluss auf die Zusammenstellung des musikalischen Programmes.

Sie produzieren ja für ein Luxemburger Publikum können aber auch international mit Hörern rechnen. Sehen Sie sich dann auch als Leuchtturm für das Luxemburger Musikleben?
Generell verstehen wir uns als Plattform für die Luxemburger Musikszene. Sei es durch das Mitschneiden von Konzerten, Vorstellen von neuen Produktionen oder das Informieren über neue Projekte. Da Opus 100,7 in seiner jetzigen Phase vor allem Musik und nur vereinzelte Wortbeiträge (größtenteils auf Luxemburgisch, aber auch auf Deutsch und Französisch) bietet, glaube ich, dass es gerade in dieser Anfangszeit sehr mit einem internationalen Publikum kompatibel ist.
Dann bieten wir eine Reihe unserer Konzertmitschnitte den Mitgliedern der European Broadcasting Union an. Diese Mitschnitte wurden letztes Jahr fast 90 Mal in verschiedenen europäischen Ländern ausgestrahlt und auch darüber hinaus, wie z.B. in Japan, den USA oder auch Korea.
Und als Jury-Mitglied bei den International Classical Music Awards verhelfen wir regelmäßig auch Luxemburger Produktionen zu Nominationen bei diesem international anerkannten Preis.

Wird neben dem Internet später auch DAB mit diesem Programm bestückt werden?
Ja. Wir fangen sozusagen ‘klein’ an und bauen Opus 100,7 dann nach und nach aus. Auch wenn das angestrebte Live-Programm nicht dem Umfang von Radio 100,7 entsprechen kann, so möchten wir in Zukunft doch ein eigenständiges Programm anbieten. Dieses soll dann auch über DAB+, als digitales Radio ausgestrahlt werden, sobald die nötige Infrastruktur in Luxemburg aufgebaut wurde.
Aktuell kann man uns über die Seite www.opus.radio, die App Radioplayer oder auch über die gängigen Internetradios empfangen.

Und wie sieht es mit der Zukunft der Klassik im Basis-Programm 100,7 aus?
In der ersten Phase bleibt die Klassik im Programm von Radio 100,7 unverändert. In späteren Phasen werden sich jedoch einige Fragen stellen. Auf der einen Seite, die der Ressourcen. Wenn wir uns auf das limitierte Zeitfenster im Radio 100,7 konzentrieren, bleibt weniger für Opus 100,7 übrig. Auf der anderen Seite hängt es auch von der Resonanz auf Opus 100,7 ab. Wechseln alle, die an klassischer Musik interessiert sind, zu Opus, ist es sinnvoller auch dort die meiste Energie aufzuwenden. Thematisch wird die klassische Musik aber auf jeden Fall weiterhin auf Radio 100,7 vertreten sein.

Opus 100,7  – ein Klassik-Radio (nicht nur) für Luxemburg

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