In sechzig Jahren seines Lebens kehrte Hans Sommer mit Unterbrechungen immer wieder zur Komposition von Orchesterliedern zurück. Kein Wunder, dass sie stilistisch mehrschichtig ausfallen. Spätromantische Elemente finden sich ebenso wie solche, wie sie auch bei Wagner zu finden sind. Gleichzeitig dienten die Orchestrierungen von Liedern der Erprobung des Zusammenwirkens von Orchester und Sologesang in der Vorbereitung auf seine Oper Lorelei.
Die Kammerfassungen für Gesang, Klarinette und Streichquartett blicken schon auf eine erst im 20. Jh. gebräuchlich werdende Besetzung, die Sommer vor allem in Strophenliedern verwendet und dabei einen volkstümlichen Ton findet. Opernhaft-aufbrausend im Duktus erklingt dagegen etwa ‘Im Sturme’.
Für diese Sammlung konnten vier Sänger in den klassischen Stimmlagen gewonnen werden. Dabei hat Mauro Peter mit nur einem Solo in dem frühen ‘Nachts in der Kajüte’ eine lebensbejahende Partie, die er mit Charme darstellt. Die andere Männerstimme, der Bariton Benjamin Appl, singt rund ein Drittel der Lieder. Er überzeugt nicht nur mit einer variabel einsetzbaren Stimme, die mit klarer Artikulation gefällt, sondern auch mit inhaltsbezogener Phrasierung.
Mojca Erdmann setzt ihren Sopran hier zuvörderst in den Liedern aus der Oper Lorelei ein. Mit ihrer warmen und sorgfältig austarierten Stimme gelingt ihr eine farblich abgestimmte Darstellung. Anklänge an opernhafte Duktus kann sie immer einhegen. Anke Vondung findet ihre Stimmlage des Mezzosoprans in drei Lieder vertreten. In diesen kann sie charaktervoll und ebenfalls mit mühelos verständlicher Artikulation ihren Beitrag leisten. Alle zusammen geben sich dann im Istud Vinum aus dem Zyklus Hunold Singuf ein Stelldichein, das den gutgelaunten Kehraus der Aufnahmen bildet.
Obwohl bei der kammermusikalischen Besetzung der Titel Orchesterlieder ein wenig weit greift, gehören diese Lieder, ‘Im Dorfe blüht die Linde’ sowie die des Zyklus ‘Hunold Singuf’, zu den besonders auffälligen Stücken dieser Einspielung. Christoph Korn, Klarinette, Anne Feltz, Brigitte Draganov, Violine, Alejandro Regueira Caumel, Viola sowie Peter Albrecht, Cello, schaffen eine zauberhafte Atmosphäre, um die Singstimmen einzubetten.
Doch auch das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das von Guillermo García Calvo geleitet wird, lässt mit weitgehend sensiblem Zugriff den Farbenreichtum und die Variabilität der Musik aufscheinen und hilft so den Sängern, ihre Künste zu entfalten.
In sixty years of his life Hans Sommer returned with interruptions again and again to the composition of orchestral songs. No wonder that they are stylistically multi-layered. Late Romantic elements can be found as well as those found in Wagner. At the same time, the orchestrations of songs served to test the interaction of orchestra and solo voice in preparation for his opera Lorelei.
The chamber versions for voice, clarinet, and string quartet already look at an instrumentation that only became common in the 20th century, which Sommer used primarily in strophic songs, finding a folk-like tone. In contrast, Im Sturme (In the Storm) sounds like an opera.
For this collection four singers could be won in the classical voice ranges. Mauro Peter, with only one solo in the early Nachts in der Kajüte, has a life-affirming part, which he portrays with charm. The other male voice, baritone Benjamin Appl, sings about a third of the songs. He convinces not only with a variable voice that pleases with clear articulation, but also with content-related phrasing.
Mojca Erdmann uses her soprano here first and foremost in the songs from the opera Lorelei. With her warm and carefully balanced voice she succeeds in a colorfully balanced portrayal. She always manages to contain hints of operatic ductus. Anke Vondung finds her vocal range of the mezzo-soprano represented in three songs. In these she can make her contribution full of character and also with effortlessly understandable articulation. All together then give a rendezvous in Istud Vinum from the cycle Hunold Singuf, which forms the good-humored sweep of the recordings.
Although with chamber music instrumentation the title orchestral songs is a bit of a stretch, these songs, Im Dorfe blüht die Linde as well as those from the Hunold Singuf cycle are among the most striking pieces on this recording. Christoph Korn, clarinet, Anne Feltz, Brigitte Draganov, violin, Alejandro Regueira Caumel, viola, as well as Peter Albrecht, cello, create a magical atmosphere to embed the singing voices.
But the Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, conducted by Guillermo García Calvo, also allows the richness of color and the variability of the music to shine through with largely sensitive access, helping the singers to unfold their artistry.