Dieser Mitschnitt von April 2015 aus dem ‘Théâtre de Poissy’ enthält zwei verschiedene Fassungen von Glucks ‘Orfeo’. Die Dirigentin Laurence Equilbey wollte neben der kompletten Wiener Fassung von 1762 auch einige Highlights aus der Pariser von 1774 präsentieren. Daher gibt es auf der ersten CD Highlights der Wiener und der Pariser Fassung, während auf den beiden anderen CDs die originale Wiener Fassung zu hören ist, aber mit Ballettszenen aus der Pariser Fassung. Hier wurde unter anderem ‘Addio, o miei sospiri!’ (Air des Furies) eingefügt, speziell für Franco Fagioli. Hier kann der Countertenor richtig zeigen, was er drauf hat, zu was seine weitgestreckte Stimme fähig ist. Wir hören glanzvolle Spitzentöne, die wohl nicht jeder Countertenor wagt. Aber er kann auch ‘runtergehen’ bis zu baritonaler Bruststimme. Trotz seiner Entschlossenheit, Euridice aus der Unterwelt zu befreien, überzeugt der junge Sänger mit einem seidenweichen Timbre. ‘Che farò senza Euridice’ aus dem dritten Akt ist fabelhaft im Klang und emotional hinreißend.
Malin Hartelius ist eine ideale Besetzung für Euridice. Die erfahrene Sopranistin zeigt sich von ihrer besten Seite, sängerisch wie darstellerisch. Der Amore von Emmanuelle de Negri ist fein und filigran.
Das Insula Orchester spielt auf historischen Instrumenten recht energisch, jedoch nicht immer bestens ausbalanciert. Auch hätte man sich manchmal etwas mehr Farben im Orchesterklang gewünscht. Diese kleinen Einschränkungen fallen aber nicht weiter ins Gewicht, zumal der Chor Accentus keine Wünsche offen lässt, und die Dirigentin Laurence Equilbey viel Sinn und Gefühl für das Dramatische und die Tragik der Handlung zeigt.