Für die Oper von Bogota kreierte die österreichische Harfenistin Christina Pluhar ein Projekt mit Gesang, Tanz und Schauspiel rundum die Orpheus-Legende. Die Musik dazu komponierte sie größtenteils selber auf Texte des kolumbianischen Dichters Hugo Chappara.
Entstanden ist so ein Opern-Pasticcio mit ökologischer Konnotation: « Orpheus’ Geliebte Eurydike stirbt, der Sänger darf sie aus der Unterwelt zurückzuholen – und verliert sie erneut. Doch in Pluhars ‘Orfeo Chamán’ (…) wird der griechische Held zum Schamanen – und zum Konkurrenten seines Bruders Aristeo. Im Kampf der Brüder um Eurydike, verbunden mit Motiven latein-amerikanischer Mythologie, spiegeln sich die modernen Konflikte zwischen Naturbewahrung und -ausbeutung, zwischen magischer Kreativität und rationaler Kontrolle. »
So weit, so gut. Musikalisch hat sich Erika Pluhar m.E. mit diesem Projekt übernommen. Ihr kompositorisches Talent erweist sich als eher bescheiden, und so wirkt dieser ‘Orfeo’ relativ monoton, selbst auf der CD, die nur Ausschnitte aus der gesamten Produktion enthält. Im Album gibt es zusätzlich auch eine DVD mit der kompletten szenischen Produktion aus Bogota (Länge ca. 130 Minuten). Sie beschäftigt das Auge und lenkt das Ohr ab und bringt auch den Gesang durch das visuelle Additiv besser zur Geltung.
Dier Rolle des Orpheus ist mit dem von Geburt an blinden Argentinier Nahuel Pennisi besetzt, der mit seiner Naturstimme einen gewissen Reiz ausübt. Luciana Mancini singt die Eurydike. Sie und alle anderen Sänger zeigen ein gutes Gespür für das Volkstümliche der Musik. Emiliano Gonzalez Toro bringt seine reine und feine Tenorstimme in der Rolle des Aristeo zum Einsatz.
Das Ensemble ‘L’Arpeggiata’ spielt wie immer auf hohem Niveau, sicher geleitet von Christina Pluhar.
Fazit: Die im Ansatz interessante Ausgangsidee verliert an Attraktivität durch die ungenügend attraktive Musik.